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■ SURFBRETTAfrika ohne Verklärung

Bürgerkrieg und Hungertod, Dürre und Malaria: Das ist das Afrika in den Köpfen vieler Europäer. Mit solchen Vorurteilen will das Tanzania Internet Project (privat .schlund.de/aros/home.htm) aufräumen. Ralf Oellerich und Anja Schiffner, die Autoren der Website, haben während eines einjährigen Aufenthalts im ostafrikanischen Land Tansania Land und Leute kennengelernt. Dem Zynismus hierzulande haben sie handfeste Informationen entgegenzusetzen.

Tansania gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Noch immer sind Unter- und Fehlernährung ein Problem, aber die Menschen leiden nicht mehr unter Hungerkatastrophen. Nach dreißigjähriger sozialistischer Mißwirtschaft haben sich die politischen Verhältnisse stabilisiert. Die Chancen stehen gut, daß in dem Land zwischen Victoriasee und Indischem Ozean eine Wirtschaft entsteht, von der nicht nur die weiße, arabische oder indische Oberschicht in den Hauptstädten profitiert. In den Küstengebieten und auf der Insel Sansibar bringt ein bescheidener Tourismus Arbeit und Geld ins Land, ohne daß dafür bisher die Natur verschandelt werden mußte.

Reiselustige, die Angst vor Tropenkrankheiten haben, können sich hier eines Besseren belehren lassen. Die Malaria zum Beispiel ist in Tansania eine alltägliche Krankheit; bei rechtzeitiger Behandlung wird sie aber nur in seltenen Fällen gefährlich. Die Site bietet auch eine kulinarische Abteilung an. In der „Swahili-Küche“ wird eine kleine Sammlung ostafrikanischer Kochrezepte vorgestellt. Gleich daneben steht die unterhaltsame Rubrik „Wußten Sie schon“, in der gefragt wird, was Helgoland mit Sansibar zu tun hat: Helgoland und Sansibar haben eine historische Verbindung. Im „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ vom 1. Juli 1890 ging die von den Briten besetzte Nordseeinsel ans deutsche Kaiserreich. Im Gegenzug akzeptierten die Deutschen die britische Kolonialherrschaft auf Sansibar. Die Hauptstadt Sansibars wäre übrigens mit ihrer malerischen Altstadt Stonetown fast dem sozialistischen Bagger zum Opfer gefallen, wenn es nach dem Willen der Plattenbaumeister in der damaligen DDR gegangen wäre.

Trotz aller Begeisterung für die Menschen und ihr Land betreiben die beiden Projektmacher keine Verklärung. Sie sind bemüht, ein komplexes, widersprüchliches Land dazustellen, und machen keinen Hehl daraus, daß sie auf der Seite der Einheimischen stehen, deren Gastfreundschaft ein nachhaltiges Erlebnis für sie war. Ralph Segert (home@flix.de)

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