STREIT IN DER CDU: Schlammschlacht geht weiter
Der Machtkampf in der Bremer CDU geht weiter - pikante Interna gegen den designierten neuen Partei-Geschäftsführer Michael Glintenkamp machen die Runde
Die CDU ist zwar eine „richtig gute Partei“, jedenfalls laut ihres eigenen Marketings, aber das bedeutet noch lange nicht, dass jeder im CDU-Haus jeden grüßen würde. Der Machtkampf zwischen Fraktionschef Thomas Röwekamp und seiner Herausforderin Rita Mohr-Lüllmann – die das Mitgliedervotum für die Wahl der Landesvorsitzenden gewonnen hat – ist längst nicht zu Ende. Mohr-Lüllmann will als CDU-Geschäftsführer eine Person ihres Vertrauens haben. Dabei ist der Name Michael Glintenkamp gefallen.
Und schon geht es los. Glintenkamp arbeitet seit Jahren für die Bremer CDU, in verschiedenen Funktionen, seit 2003 als Mitarbeiter des Kulturstaatsministers Bernd Neumann in Bremen. Damals gab es zudem einen Dienstleistungsvertrag über rund 4.000 Euro monatlich – 2007, als Röwekamp ins Amt kam – mit der Firma „BEG“, die Glintenkamps Frau gehört. Röwekamp hatte darauf bestanden, dass dieser Vertrag vor seinem Amtsantritt abgelöst wurde, mit 6.500 Euro wurde die Vertragsauflösung versüßt. Es gab „keinen Bedarf und keine Belege für eine angemessene Gegenleistung“, sagt Thomas Röwekamp heute.
Ein schwerer Vorwurf an die eigene Partei: Sind über Jahre – also in der Zeit der Fraktionsvorsitzenden Jörg Kastendiek und Hartmut Perschau – Gelder ohne Gegenleistung geflossen? Glintenkamp bestreitet das: „Alles korrekt“ sagt er. Er habe für das Geld gearbeitet – er war der einzige Angestellte in der Firma seiner Frau. Eine „Schlammschlacht“ sei das, was da jetzt ausgetragen werde. Und die in Bremen gestreute Erläuterung, dass er, Glintenkamp, wegen seiner Verurteilung im Konkursverfahren des TUS Walle selbst nicht als Firmeninhaber habe auftreten können, sei Unsinn. 7.200 Mark Geldstrafe hatte das Gericht 1997 gegen ihn verhängt, und der Staatsanwalt hatte öffentlich erklärt: „Für mich sind Sie das Bauernopfer für namhafte Leute.“ Glintenkamp hatte in den 90er Jahren im Auftrag diverser Politiker – insbesondere von Jens Eckhoff – die Geschäftsführung beim Handballerinnen-Verein TUS Walle übernommen. Eckhoff wiederum trat gestern Abend an, Kreisvorsitzender der CDU in Bremen-Stadt zu werden.
Den Vertrag zwischen Glintenkamp und der CDU-Fraktion hatte die Fraktion 2003 abgeschlossen, in der letzten Woche der Amtszeit Eckhoffs als Fraktionsvorsitzendem. Das Vertragsverhältnis war dann „auf die BEG umgestellt worden“, sagt Kastendiek heute auf Nachfrage. In der Zeit, in der er Fraktionschef gewesen sei, und es habe „zu jeder Zeit zu der Vergütung eine entsprechende Gegenleistung“ gegeben.
Möglicherweise ist Glintenkamp nun auch nur wieder das Bauernopfer. Im Vorfeld der Mitglieder-Befragung hatte er durchgesetzt, dass die Wahlunterlagen an alle Mitglieder nach Hause geschickt wurden. Das wollte Röwekamp nicht – Mohr-Lüllmann wirkt an der Parteibasis sympathischer als der spröde Röwekamp. Die Chemie zwischen Röwekamp und Glintenkamp soll seitdem noch giftiger sein als vorher schon, berichten Insider.
So legte Röwekamp gleich nach und sagt dem Weser-Kurier, bei ihm schrillten die „Alarmglocken“ bei „familiären Verbindungen“: Glintenkamps Schwiegermutter sei von 2008 bis 2010 in einem Abgeordnetenbüro der CDU beschäftigt gewesen. Ein 400 Euro-Job, sagt Glintenkamp – die in der Ukraine geborene Russisch-Lehrerin habe sich um Russland-Deutsche bemüht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!