piwik no script img

STREIT DER WOCHE"Es wird hässlich"

Nach Oskar Lafontaines Rückzug beschwören Gegner der Partei ihren Zerfall. Der Liedermacher Konstantin Wecker hält dagegen Lafontaines Nachfolger für eine Idealbesetzung

Welche Richtung schlägt die Linke nach dem Ende der Doppelspitze Lafontaine/Gysi ein? Bild: reuters

BERLIN taz | Der ehemalige Linken-Politiker Carl Wechselberg rechnet mit dem Zerfall seiner früheren Partei. Nach dem Rückzug ihres Vorsitzenden Oskar Lafontaine werde sich die Partei komplett zerlegen, schreibt Wechselberg, der heute der SPD angehört, im „Streit der Woche“ der sonntaz. Es sei nur eine Frage der Zeit bis die „destruktive Protestformation“ im Westen und das sozialdemokratisch geprägte Lager im Osten in einem „Prozess der Selbstdestruktion“ eskaliere.

„Hässlich wird es in jedem Fall“, prognostiziert Wechselberg, der im Berliner Landesparlament sitzt.

Völlig anders äußert sich der ehemalige Ministerpräsident der DDR und Ehrenvorsitzende der Linkspartei, Hans Modrow: „Chancen können verspielt aber auch genutzt werden“, schreibt er in seinem sonntaz-Beitrag. Wenn es beim Erfolg der Linken bleiben solle, gehörten die Inhalte wie soziale Gerechtigkeit und das Nein zum Afghanistan-Einsatz in den Mittelpunkt des Rostocker Parteitages im Mai. Er warnte die Partei jedoch davor, den Osten aus dem Blick zu verlieren. „Chancen im Westen bewahren bedeutet keinen Boden im Osten verlieren.“

Bild: taz

Den Streit der Woche lesen Sie in voller Länge in der aktuellen vom 30./31. Januar 2010 - jeden Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.

Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, schreibt, die neue Parteispitze habe „nicht annähernd das Format“, Lafontaine zu ersetzen. „Das wird die Partei zuerst im Westen spüren.“ Gesine Lötzsch nennt er in seinem Beitrag „das blonde Dummchen aus der Stasi-Hochburg Berlin-Lichtenberg“, Kaus Ernst ist für ihn „der tumbe Gewerkschaftsfunktionär aus Schweinfurt“.

Der bayerische Liedermacher und Schauspieler Konstantin Wecker widerspricht: „Selbstverständlich bedeutet Lafontaines Rückzug, dass da einer fühlbar fehlt.“ Für ihn stelle die neue Parteispitze jedoch die „Idealnachfolge für Gregor/Oskar“ dar.

Im „Streit der Woche“ wird die Frage diskutiert, ob die Linke im Westen ohne Lafontaine noch Chancen hat. Dort äußern sich außerdem Ex-WASG-Mitglied Lucy Redler, der Berliner Historiker Paul Nolte und taz.de-User Robert Langer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

24 Kommentare

 / 
  • MM
    Mia Max

    Die wütende Hatz gegen Hubertus Knabe ist widerlich, aber typisch, für die Linke genau wie für Nazis: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Sachdiskussionen finden nicht statt, das gesellschaftliche Klima wird mehr und mehr vergiftet. Ausgrenzen, Verunsicherung, Angst erzeugen durch pöbelhafte Angriffe und Verleumdungen. So hat die Stasi in der DDR gearbeitet, und so wird es mehr und mehr allgemeiner Konsens. Wie feige und wie mies! Aber was macht das schon, wenn man auf der Seite des Guten steht.

    Immerhin, einige Mutige sind aus der Linken hervorgegangen, Manès Sperber etwa oder Artur Koestler. Jeder Linke, der sich für einen lebendigen, kritischen Kopf hält, sollte sich die Lektüre der beiden Autoren nicht ersparen. Und falls es nun auch gegen diese beiden infame Verleumdungen hagelt, erwarte ich von einem, der eine bessere Welt will, sich selbst ein Bild zu machen: also selber lesen.

  • C
    chris

    Hubertus, der häßliche Knabe...

    Mon Dieu, der Moralapostel entpuppt sich als tumber Sexist.

  • DN
    Dr. No

    Da fragt man sich doch, wer ist der Knabe? Wikipedia gibt Aufschluss: Geboren in Unna 1959, also irgendwelches Stasi-Unrecht hat er selbst nie erfahren, die Eltern sind geflohen, schön, das war es dann auch. Ansonsten höchst umstrittener Historiker, der mit der Farbgleichung rot = braun von sich reden macht, nach dem Motto "Alle Diktaturen sind gleich." Es wäre schön, wenn man in der BRD mit den ganzen Nazis nur einen kleinen Teil des Affentheaters aufgeführt hätte, den man mit irgendwelchen kleinen Stasi-Wachleuten anstellt. Ach wisst ihr liebe taz, ich habe eure Zeitung eine Zeit lang ganz gerne in der Mittagspause gelesen und gebloggt, aber es langt mir jetzt. Blondes Dummchen? Ich halte sowohl Klaus Ernst wie auch Gesine Lötzsch für gute Kandidaten. Die Reden von Frau Lötsch sind sachlich, vielleicht nicht so mitreißend polemisch, aber das habt ihr ja immer so an Oskar kritisiert. Wie es die Linke macht, ist es verkehrt.

     

    Also machts gut, eueen Käse muss ich mir in der Pause nicht mehr geben. Kleiner Tipp für Mitleser: Freitags kommt immer ne gute Wochenzeitung raus, die praktischerweise auch so heißt.

     

    Und Tschüss!!!

  • RR
    Robert Ritter-Rayer

    ...der Herr Knabe halt, früher hätte man ihn Karl-Eduard genannt....

  • C
    Celvin

    Die Linke war, sie ist und sie bleibt eine wichtige Alternative zu den anderen bürgelichen Parteien.

     

    Und zwar nicht wegen irgendwelcher Personen, sondern weil sie sich als einzige auf Seiten des Volkes stellt, und nicht unter dem Deckmantel der Demokratie als willfähriger Diener der Wirtschaft oder einzelner Interessengruppen agiert.

     

    Wie schon im Artikel anklingt: das Nein zum Krieg und das Nein zur sozialen Ungerechtigkeit sind die wichtigsten Eckpfeiler der Linken. Ganz gleich, welcher Redner das bekundet.

  • E
    egal

    Dass ausgerechnet Hubertus Knabe als Stimme herangezogen wird, deutet ja auf einen Fehlen anderer kritischer Stimmen hin. Gab es keinen besseren und ernst zunehmeneren Stimmen?

     

    Das hat auch nichts mit einer kritischen Diskussion zu tun, wenn man Leute reden lässt, die ihr Leben der Bekämpfung der PDS/Linke gewidmet haben. Das unterstreicht ja auch mit seinem geistreichen Kommentar, der nicht mal bei den wenigen Worten ohne Beleidigung auskommen kann.

  • DH
    Dieter Hitscherich

    Natürlich hätten die Gegner gern einen Zerfall der Linken,ob Linkenhasser oder ehemalige missgünstige

    Mitglieder.." Todgesagte leben länger.."

    Ich finde die Lafontain Nachfolge eine Idealbesetzung..Gesine Lötsch eine Integrations - Figur hat meine Hochachtung - genau so Klaus Ernst ohne ihn, den herausragenden Mitbegründer der WASG gäb es keine Partei Die Linke.

    Ich kann die Partei nur zu dieser Konstellation beglückwünschen.

  • R
    reblek

    Klar, Hubertus Knabe gehört in dazu, wenn es darum geht, möglichst übles Zeug in die taz zu setzen. Dass so ein Dreckwerfer von dieser Redaktion so hofiert wird, spricht Bände. Der Mann leidet unter einem Trauma. Das ist nichts Schlimmes, aber schlimm ist, dass er die Folgen einfach so in die taz und auch sonst in die Gegend spucken darf, obwohl es seinen Äußerungen an Rationalität ebenso wie an Vernunft fehlt.

  • D
    Dieter

    Ist doch logisch ein ehemaliges Parteimitglied der Linken in der SPD und Lusi Redler Rebellin des WASG-PDS gegen den Zusammenschluß..

    Alles nicht gerade Freunde der Partei Die Linke.

    Ja hässlich ist deren Kommentierung..

    Aber keine Angst Todgesagte leben länger..

    Auch ich finde die neue Besetzung ideal, Gesine Lötsch Ostfrau ist eine super Besetzung,Klaus Ernst für den Westen auch..Ohne Ihn gäbe es keine Partei Die Linke - es kann vom Westen niemand anderes sein! Er ist einer der Gründer der WASG !

    Alles andere wäre eine Zumutung für die ehemaligen WASG´ler.2004 hatte noch niemand an Lafontaine gedacht,daß Lafontaine nun nicht da weitermacht ist durch seine Krankheit nur zu verständlich schade..Aber Schweigen wird er sicherlich nicht!

  • J
    joHnny

    ...die sogenannte linke ohne - warum nicht ohne linke?!...

  • JN
    joerg Neubauer

    Dass Hubertus Knabe, der Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in seinem Text Gesine Lösch höchstselbst als "blondes Dummchen" bezeichnet und genüßlich aus Medien zitiert, die von "Mutti" und "Zonen-Gabi" schreiben, zeigt, dass jemand, der einst selbst übel diffamiert und bespitzelt wurde, trotzdem ein ekelhafter Sexist und Populist sein kann. Einen Mann hätte er jedenfalls nicht als "blondes Dummchen" bezeichnet. Ok, vielleicht ja einen schwulen Mann.

     

    Leider merken einige Ex-Bürgerrechtler nicht, wie sie durch ihre Unerbittlichkeit und Selbstgerechtigkeit inzwischen eher abstoßend oder gar peinlich (Vera Lengsfeld) denn überzeugend wirken.

     

    Die Linkspartei wurde durch von den Grünen oder SPD tief enttäuschte Wähler (Hartz 4, Kriegsbeteiligung, blieb in beiden Parteien fast ohne selbstkritische Reflexion bis jetzt!!) von selbst zur einzigen Oppositionspartei. Mehr und mehr meiner Freunde, meist langjährige Grünenwähler, wählen inzwischen Linkspartei, durchaus mit großen Bauchschmerzen und obwoghl ihnen die Grünen eigentlich näher stehen. Eben nicht aus Überzeugung, sondern aus rein strategischen Gründen. Denn die Existenz dieser Partei bringt ja überhaupt noch Bewegung in die Politik: neue Armut, Kriegsbeteiligung - während den Grünen nur noch im Eigenheim mit Ökodach die Lösung sehen scheinen. Sie sind die neuen Spießer.

     

    Doch im Eigenheim mit Solardach konkurrieren sie derweil längst mit allen anderen! Kein Wunder, dass so nicht drittgrößte Partei werden konnten, wie geplant. Ich prognostiziere der Linkspartei eher Wachstumspotential.

  • P
    Paco

    Hubertus Knabe disqualifiziert sich mit seinen Äußerungen zu Gesine Lötzsch und Klaus Ernst selbst. Und dass solch ein Mann eine staatliche Gedenkstätte leiten darf disqualifiziert diejenigen, die ihn dazu berufen haben - oder denken diese womöglich in denselben Klischees? - Na, dann prost!

  • V
    vic

    Wen interessiert, was die Gegner der Partei die Linke beschwören?

    Natürlich tun sie das, andernfalls wären sie keine Gegner. Viel Spaß dann noch beim Beschwören, jeder Tag unter der schwarz-gelben Knute stärkt die Linke.

  • S
    storch

    Die Linke bleibt einzige Opposition. SPD/Grüne finde ihre Agenda 2010 Politik ja immer noch alternativlos.

  • BB
    Bernd Burmeister

    Hubertus, der Weise ...

     

    Warum wird so ein Blödsinn hier weitergetratscht?

    Kann ich mich ja gleich mit der Bild bilden

  • B
    bus

    die taz wittert den untergang der linken und versucht, kräftig mitzuhelfen sie totzuschreiben..

    erbärmlich..richtig richtig hässlich..sry.

  • C
    christiane

    Der tumbe Herr Knabe treibt seine Hetze weiter im bekannten unsachlichen und haßerfüllten Stil...

     

    Bei Carl Wechselberg scheint wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken zu sein. Was die sogenannten "Pragmatiker" und "Realos" fertig gebracht haben, ist in der heutigen siechen sPD zu besichtigen...

     

    Die Mainstream-Presse und die VIER Lobbyistenparteien träumen davon, aus der LINKE eine weitere neoliberale Partei zu machen, wenn es ihnen nicht schon nicht gelingt, sie zu zerstören.

    Daher das positive Hervorheben der "Realos"

    gegenüber den "Spinnern" und "Chaoten" aus dem Westen, die sich hauptsächlich aus enttäuschten ehemaligen sPD- und Grünen-Wählern (wie ich....) sowie gestandenen Gewerkschaftern zusammensetzen, die nicht mehr bereit sind, die Plünderungs- und Kriegspolitik der vier anderen Parteien zu ertragen!

     

    Wenn die Linke sich weiter für mehr soziale Gerechtigkeit in diesem Land und gegen den sinnlosen und verlogenen Krieg in Afghanistan einsetzt, wird sie auch nach Oskar Lafontaines bedauerlichem Rückzug stark bleiben.

     

    Ich hoffe seh, die LINKE ist auch ohne ihn klug genug und nicht wie die sPD und die Grünen in die "Realo"-Falle zu tappen!

    Hierzu auch eine interessante Analyse auf den NachDenkseiten.de vom 18. Januar mit dem Titel: "Die neoliberale Strategie..., Wie alle zu "Realos" gemacht werden sollen...."

  • HC
    Hella Charlot

    Hässlichkeit erkenne ich in diesem Artikel nur verdichtet bei den Gegnern von links. Aber das ist ja nichts neues. Anstatt inhaltsleerer Hässlichkeiten würde ich mir in der taz allerdings einen interessanten politischen Diskurs wünschen, der ist wichtig.

  • L
    Lily

    "Der ehemalige Linken-Politiker Carl Wechselberg rechnet mit dem Zerfall seiner früheren Partei. Nach dem Rückzug ihres Vorsitzenden Oskar Lafontaine werde sich die Partei komplett zerlegen, schreibt Wechselberg, der heute der SPD angehört"

     

    Da ist der Wunsch Vater des Gedankens. Ansonsten sehr schön, dass der Mann Carl Wechselberg heißt, wo er doch in die (vermeintlich) erfolgreichere SPD gewechselt ist.

     

    Ein großer Teil der SPD könnte damit auch gemeint sein, waren sie doch ehemals sozialdemokratisch und sind dann mit Schröder ultra neoliberal geworden.

     

    Die SPD sollte sich umbenennen in die Partei Wechselbalg.

  • O
    ochsAusBayern

    Die Linke wird weiterhin einzig relevante nicht korrupte Partei und damit Ärgernis des plutokratischen/ bzw. kleptokratischen und volksverdummenden Systems sein.

    Noch viel mehr als sie es eh schon war.

  • A
    Amos

    Man stelle sich vor, die letzte Volkspartei würde auch

    noch verschwinden. Das wäre die Apokalypse für das einfache Volk.Dann bekommen wir die volle Diktatur des

    Kapitals mit Veränderung der Verfassunng zu deren Gunsten.Sieht man heute die milden Gerichtsurteile, die gegen die maßlosen "Krawatten-Gangster" ausgesprochen werden, weiß man doch schon in welche

    Richtung Deutschland tendiert. Nach der Devise: Wir behalten unser Geld bis alles in Scherben fällt!

  • A
    avelon

    Der 28. Januar 2010 in der Bundestags-Fragestunde zur Aufarbeitung der Stasi und deren Informations-Maennern und Frauen in der damaligen DDR zeugt von einer gewaltigen Angst der etablierten Parteien vor der Links-Partei.

     

    Gab es nach dem 2. Weltkrieg eine aehnliche Aufarbeitung der entnazifizierten Beamten, Richter und hohen Repraesentanten im neuen Bundestag?

  • KK
    Klaus Kullmann

    Wer ist Hubertus Knabe, dass er sich anmaßt Menschen mit unflätigen Attributen zu titulieren? So ist Gabriele Zimmer für diesen Herrn eine "spröde SED-Funktionärin", Klaus Ernst ein "tumber Gewerkschaftsfunktionär" und Gesine Lötsch ein "blondes Dummchen". Schämen Sie sich Herr Hubertus Knabe! Mir liegt es auf der Zunge auch für Sie ein Attribut zu finden, auf dieses bescheidene Niveau möchte ich mich aber nicht begeben.

  • FS
    Fred Schulz

    Soso, die Moralkeule der Nation Hubertus Knabe, darf es sich also erlauben Gesine Lötzsch ein "blondes Dummchen" zu nennen. Soviel zu Thema aufgeklärte Demokratiefestigkeit und Sexismus beim Herrn Knabe...