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STN rettet Vulkan nicht retten

■ DAG kritisiert „Bremer“ Auffanglösung für Vulkan-Verbund: STN soll unabhängig vom Schiffbau werden

Die Elektronik-Tochter des Vulkan-Verbundes, die STN Atlas Elektronik, gilt weithin als „gesundes“ Unternehmen. Für das vergangene Jahr 1995 wird in dem Jahresabschluß, der im April vorgelegt werden wird, ein Unternehmensgewinn von 30 Millionen bei einem Umsatz von 1,5 (1994: 1,87) Milliarden Mark ausgewiesen sein, wurde dem Aufsichtsrat vor wenigen Tagen eröffnet.

Vor diesem Hintergrund streiten in Bremen die Wirtschaftspolitiker und die Koalitionäre von CDU und SPD, ob die STN bei einem Überlebenskonzept für die Schiffbau-Betriebe des Vulkan behilflich sein könnte. Die Angestelltengewerkschaft DAG, mit vier Vertretern auf der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat gut vertreten, hat gestern diesen Überlegungen ein klares Nein entgegengesetzt. Die DAG fordert „eine eigenständige privatwirtschaftlich geführte STN Atlas Elektronik.“ Hartmut Frensel, Geschäftsführer der DAG in Bremen und Aufsichtsratsmitglied, sagt klar: „STN kann den Vulkan nicht retten. Ergebnisabführung aus der STN in den Schiffbau – das halten wir nicht einmal zwei Monate aus.“ DAG-Bezirksvorsitzende Brigitte Dreyer verlangt, daß bei derzeit laufenden Gesprächen mit Interessenten, die bei STN Atlas einsteigen wollen, Garantien für den Standort Bremen und für die Arbeitsplätze verlangt werden sollen, daß diese Verhandlungen aber nicht mit zusätzlichen Erwartungen zugunsten des Schiffbaus belastet werden sollen.

Der CDU-Wirtschaftsrat hatte vor einer Woche in einer Stellungnahme ähnlich argumentiert. Eine gesellschaftsrechtliche Koppelung an den Unterweserschiffbau „ist für das Geschäft der STN Atlas mit anderen Werften nicht sinnvoll. Werften-Neutralität muß gegeben sein.“

Die andauernde Verknüpfung mit dem Vulkan-Verbund macht der STN derzeit schwer zu schaffen. Die Gefahr, daß die STN mit in einen Vergleich oder Konkurs hineingezogen werden könnte, verunsichert Auftraggeber. In diese Situation paßte es wie die Faust aufs Auge, daß Bild-Bremen (28.3.) titelte: „Atlas-Elektronik droht Konkurs“. In einer Vorab-Berichterstattung über die Manager-Illustrierte „Capital“ berichtete Bild, daß die STN für die beiden Costa-Schiffe noch 160 Millionen „unbezahlte Rechnungen“ in den Büchern habe.

STN-Sprecher Füssinger hatte diese Angaben allerdings schon dementiert. „Unsere Forderungen gegenüber dem Vulkan sind weitgehend beglichen“, betonte er. Der Umfang der Elektronik-Aufträge für die Costa I habe 110 Millionen umfaßt. Im Zusammenhang mit den beiden Kreuzfahrtschiffen für die italienische Costa-Reederei teilte er mit, daß STN nach Ankündigung des gewährten Baukredits die Arbeiten auf der Costa I wieder aufnehmen werde.

Der Informant des Magazins Capital beharrt aber auf seinen Angaben, die eine Korrektur des Unternehmensergebnisses 1995 zur Folge haben müßten, wenn sie denn stimmten. Allein 75 Millionen hat die STN danach für Ausrüstungen bezahlt, die zum Teil auch schon für die Costa II bestellt worden seien. K.W.

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