SPORTPLATZ: Das krönende Ende einer fantastischen Hinrunde
FUSSBALL Turbine Potsdam schießt den MSV Duisburg mit 8:0 ab und geht als Herbstmeister in die Winterpause
Inka Grings wirkte bemerkenswert entspannt nach der Partie. Die Trainerin des MSV Duisburg, deren Mannschaft gerade mit acht Gegentoren regelrecht deklassiert worden war, brauchte ein paar Sekunden und ein bisschen Flachserei („einen Kaffee mit Schuss, bitte“), um sich zu sammeln. Dann aber setzte sie zu einer fast schon enthusiastischen Lobrede auf den Gegner an. „Es macht einfach Spaß, der Offensive von Turbine zuzugucken“, resümierte sie – wohl wissend, dass beide Teams ein Klassenunterschied trennte, den ihr Klub nicht hätte egalisieren können.
Die obligatorische Gratulation zur Herbstmeisterschaft fiel entsprechend unverkniffen aus. „Von dem Titel“, sagte Grings, „kann man sich zwar nichts kaufen. Aber er spiegelt die fantastische Hinrunde wider, die Turbine gespielt hat. Ich bin überzeugt, dass sie eine tolle Rückrunde zeigen werden.“
Dem brauchte Turbine-Trainer Matthias Rudolph wenig hinzuzufügen.
Komfortabler Vorsprung
Der inoffizielle Titel war den Potsdamerinnen schon vor dem Spiel am Sonntag sicher gewesen: Mit einem Heimsieg gegen Leverkusen am vergangenen Mittwoch hielten sie fünf komfortable Punkte Vorsprung vor den verfolgenden Bayern-Frauen; das reicht, um die Tabellenführung mit in die Winterpause zu nehmen.
Dennoch, so erzählte Matthias Rudolph später, sei das Team nach dem knappen Sieg über die abstiegsbedrohten Leverkusenerinnen sehr unzufrieden gewesen. „Wir sind das Spiel gegen Duisburg auch mit Wut im Bauch angegangen.“ Ein Anspruch des Teams, der den nüchternen Matthias Rudolph sichtlich irritierte: „Ich kann das nicht ganz verstehen. Man muss immer sehen, wo wir herkommen.“
Von Platz sieben, wollte er damit sagen. Nach der schlechtesten Saison ihrer Bundesligageschichte hatte Rudolph die Mannschaft von Bernd Schröder im Sommer übernommen, die Erwartung des Umfelds lag zu Saisonbeginn knapp über null. Doch der Trainerwechsel hatte auf das stagnierende Team einen fast schon surreal großen Effekt. Vor allem gab er neuen Raum für Kreativität.
Offensive Spieltradition
Rudolph belebte die offensive Spieltradition von Turbine wieder, forderte ein ungewöhnlich hohes Pressing und prägte einen lockereren Umgang als unter Schröder. Der junge Trainer, anfangs zurückhaltend und eher unwillig im Umgang mit der Presse, scheint dabei selbst immer entspannter in seine Rolle zu finden.
Vergleiche mit Vorgänger Schröder umgeht er; es sei die mannschaftliche Geschlossenheit, die den Weg zum Erfolg geebnet habe. „Jede hat sich dem Team untergeordnet. Wir sind mit jedem Sieg selbstsicherer geworden.“
Offensichtlich hat sich die Anspruchshaltung des Teams dabei schneller geändert als die des Trainers. Das Team sehnt sich nach dem Titel; Trainer Rudolph selbst hütet sich – trotz Herbstmeisterschaft –, das Wort zu nennen.
Duisburg war für die Ambitionen der Potsdamerinnen dabei mit Sicherheit kein Maßstab. Der völlig überlegene 8:0-Heimsieg sagt mehr über die großen Leistungsabstände zwischen Tabellenspitze und Tabellenkeller, an denen die Bundesliga immer noch krankt, als über die Lage der Potsdamerinnen. Das war schlecht für die Spannung der Partie, aber ein bedeutendes Pfund für Turbine. So ein Torverhältnis hat ja auch schon Meisterschaftsrennen entschieden. Alina Schwermer
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