SPD will Managergehälter begrenzen: Kein Neid auf exzessive Boni
Die SPD will weniger Steuervorteile für Firmen, deren Chefs viel verdienen. Aktionäre sollten einen Abstand zum Durchschnittsgehalt festlegen.
Auch Ruhebezüge über 76.200 Euro im Jahr sollen die Firmen nicht mehr steuerlich als Ausgaben absetzen können. Unklar bleibt zunächst, wie viel das dem Staat an Mehreinnahmen bringen würde. Es gehe nicht in erster Linie um eine Erhöhung des Steueraufkommens, sondern um die Begrenzung der exzessiven Gehälter, sagte Schneider.
Oppermann erinnerte daran, dass Manager in den 80er Jahren noch das 15- bis 20-Fache des durchschnittlichen Einkommens verdient haben. Heute erhielten sie teilweise das 50- oder sogar 100-Fache dessen, was Arbeitnehmer ihrer Firmen bekommen.
Zweitens sollen die Hauptversammlungen der Aktiengesellschaften verbindlich beschließen müssen, wie hoch die Managergehälter im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer sein dürfen. Eine generelle Obergrenze für Einkommen, wie sie die Linkspartei fordert, lehnt die SPD ab. Das sei „verfassungsrechtlich nicht möglich“, weil es in die Vertragsfreiheit und Tarifautonomie eingreife.
Boni machen fast die Hälfte der Gehälter aus
Drittens will die SPD die Möglichkeit erweitern, von Managern, die ihren Job nicht machen oder gegen Regeln verstoßen haben, Boni zurückzufordern.
Laut Oppermann will die SPD damit „keine Neiddebatte“ schüren. Es gehe vielmehr darum, mit sanftem Druck zu unterstützen, was in manchen Unternehmen wie der Deutschen Bank bereits der Fall ist – nämlich die üppigen Boni zurückzuschrauben, die in Deutschland fast die Hälfte der Managergehälter ausmachen.
Dass der SPD das Problem nun so dringlich erscheint, hat offenbar auch mit den – von Gewerkschaften und SPD-Mitgliedern mit verabschiedeten – mehr als großzügigen Abfindungen und Ruhegehältern für VW-Vorstandsmitglieder zu tun.
Die SPD-Fraktion versucht mit diesem Gesetzentwurf Druck auf die Union auszuüben. Wenn sich die Union weigert, wird die SPD wohl nicht darauf dringen – denn das wäre gleichbedeutend mit dem Bruch der Koalition.
Die Union weiß offenbar nicht recht, wie sie sich zu dem Vorstoß verhalten soll. Kanzleramtschef Peter Altmaier hatte am Sonntag per Interview Offenheit signalisiert. Wenn man schon keine Gehaltsobergrenze ziehen könne, müsse die Regierung wenigstens verhindern, dass hohe Managergehälter „unbegrenzt von der Steuer abgesetzt werden können“.
Diese Formulierung ähnelt dem, was die SPD will. Ganz anders der Vizechef der Unionsfraktion, Michael Fuchs: Der sah „das freie Unternehmertum in einem Kernbereich eingeschränkt“, sollte der SPD-Vorschlag durchkommen, den er gegenüber dem Handelsblatt als Steuererhöhung für Unternehmen bezeichnete. Die Koalition habe aber beschlossen, keine Steuern zu erhöhen. Offenbar gibt es in der Unionsfraktion Gesprächsbedarf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Der Fall von Assad in Syrien
Eine Blamage für Putin