SPD fördert leistungsschwache Schüler: Nachhilfe für Arm und Reich

Hamburg bietet ab nächstem Schuljahr kostenlose Förderung für alle Kinder an, die vom Sitzenbleiben bedroht sind. Geld kommt zur Hälfte aus Berlin.

Arm? Reich? Egal, in Hamburg werden künftig alle gefördert. Bild: dpa

HAMBURG taz | SPD-Schulsenator Ties Rabe macht jetzt Ernst mit seinem Plan, ab dem neuen Schuljahr kostenlose Nachhilfe für alle Kinder anzubieten, die vom Sitzenbleiben bedroht sind. Dafür wird das von Schwarz-Grün in den 3. und 7. Klassen gestartete Programm "Fördern statt Wiederholen" auf alle Jahrgänge ausgeweitet. Pro Klasse gibt es zwei Nachhilfestunden in der Woche.

"Wir finden das Sitzenbleiben-Abschaffen eine sehr gute Idee", sagte Rabe. Denn damit werde nicht nur Zeit und Geld, sondern auch "Geduld und Freude der Kinder" verschwendet. In pädagogischen Ausnahmefällen könne es dies aber weiter geben.

Für den Plan hat Rabe nun 7,8 Millionen Euro zusammengekratzt. Drei Millionen Euro stammen aus dem Bildungspaket für arme Kinder, 2,4 Millionen aus dem Behörden-Etat. Die restlichen 2,4 Millionen Euro hatte Schwarz-Grün für das Programm eingeplant. Allein dessen Ankündigung zeigte übrigens schon im Schuljahr 2009/2010 Wirkung: Die Zahl der Sitzenbleiber ging um 26 Prozent auf 3.320 zurück. Das gab es noch nie.

Das Geld wird gleichmäßig auf alle Schulen verteilt, unabhängig von der sozialen Lage. Die Schulen können Schüler, Studierende, Eltern oder pensionierte Lehrer als Honorarkräfte einsetzten, die pro Stunde 15,97 Euro erhalten. Es können aber auch Lehrer eingesetzt oder Institute eingebunden werden.

Welches Kind gefördert wird, entscheidet die Zeugniskonferenz, also die Lehrer. An Stadtteilschulen gibt es gar kein Sitzenbleiben. Hier werden Kinder gefördert, die das von Lehrern prognostizierte Lernziel, beispielsweise den Hauptschulabschluss oder den Übergang in die Oberstufe, sonst nicht erreichen.

Einige Schulen haben bereits Konzepte entwickelt. Am Alsterdorfer Heilwig-Gymnasium bilden Lehrer begabte Schüler zu Lerncoaches aus, die anderen Kindern helfen. An der Stadtteilschule Bahrenfeld übernehmen Lehrer die Nachhilfe. Hier wird Lese- und Matheförderung in den Klassen 5, 6 und 7 ausgebaut.

Ties Rabe glaubt, dass das Geld reicht. Dessen Einsatz stoße eher "an organisatorische Grenzen oder daran, was Kinder an Nachhilfe aufnehmen können". Insgesamt könnten zehn Prozent der Schüler profitieren. Eine Schule mit 1.000 Kindern hätte 80 Stunden. Das sei viel.

Der CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann geht dagegen davon aus, dass die zwei Stunden pro Klasse "niemals ausreichen". Und Dora Heyenn von der Linkspartei wirft Rabe gar vor, er vergreife sich am Bildungspaket für arme Kinder. Dessen Zweck werde "ins Gegenteil verkehrt", wenn Schulen in ärmeren Gebieten genauso viel Mittel erhielten wie in den wohlhabenden. Rabe sagte, man habe sich bewusst für dieses Prinzip entschieden. Gerade an vielen Gymnasien sei "der Förderbedarf recht hoch".

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