piwik no script img

SPD-Politiker über sein Direktmandat„Erklären kann ich das auch nicht“

Matthias Hey hat in Thüringen das einzige SPD-Direktmandat gewonnen. In Gotha führt er ein Bürgerbüro wie ein „Modegeschäft“. Sein Erfolgsrezept?

Matthias Hey, Fraktionvorsitzender der SPD im Thüringer Landtag Foto: Martin Schutt/dpa/picture alliance
Stefan Reinecke
Interview von Stefan Reinecke

taz: Herr Hey, Sie haben in Thüringen das einzige Direktmandat für die SPD gewonnen – mit 38 Prozent der Erststimmen in Gotha. Wie haben Sie das gemacht?

Matthias Hey: Wenn ich wüsste, wie das geht, würde ich das in Dosen füllen und ins Willy-Brandt-Haus schicken.

Haben Sie gar keine Ahnung?

Hier in Gotha hat unser Laden das Laufen gelernt. Der Tivoli steht hier, wo 1875 der Vorläufer der SPD gegründet wurde. Der Tivoli ist quasi das sozialdemokratische Stonehenge.

Im Interview: Matthias Hey ​

49 Jahre, ist Chef der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag. Er hat drei Mal in Folge den Wahlkreis 15, Gotha II, direkt gewonnen. Hey ist Chef des SPD-Ortsvereins Gotha und im Beirat von Wacker 03 Gotha. Er macht Stadtführungen in Gotha, ist taz-Leser seit 1990 und Fan von Viba Nougat aus Schmalkalden.

Das ist ja eine Weile her …

Klar. Und soweit ich weiß, bin ich der einzige Landtagsabgeordnete, der ein Bürgerbüro direkt am Markt im Herzen der Stadt hat, das jeden Tag von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. Wie ein Modegeschäft. Ich bin oft hier, engagiere mich in Vereinen und kümmere mich. Vielleicht gefällt den Bürgern das.

Ein aktives Bürgerbüro haben auch andere SPD-Politiker. Nur 16 Prozent haben in Ihrem Wahlkreis SPD gewählt, aber mehr als doppelt so viel Sie. Warum?

So richtig erklären kann ich mir das auch nicht. Da müssen Sie die Leute fragen, die mich gewählt haben. Was hilft, ist auch mal auf gedrechselte Reden zu verzichten.

Warum hat die SPD in Thüringen insgesamt so mies abgeschnitten?

Wir konnten den Trend im Bund nicht stoppen.

Also ist die SPD in Berlin schuld?

Im Wahlkampf haben mich 2 von 10 Bürgern und Bürgerinnen nach Landespolitik gefragt und 8 nach Bundespolitik. Und die 8 waren unzufrieden. Die Große Koalition ist zweifellos mitverantwortlich für das Ergebnis in Thüringen, auch für das schlechte Abschneiden der CDU. Die Große Koalition in Berlin ist unbeliebt und zieht jetzt auch die CDU mit in ihren negativen Sog.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Ein weiteres Indiz für die These das in Thüringen zu 76% eine Personenwahl aus der Sicht der Wähler stattgefunden hat - und weniger eine Wahl, die sich vorrangig an Parteiprogrammen orientiert.