: SOMMERGARTEN
■ Antja Kennedys „Enviro-move-ment“ im Waldsee-Park
Die Gesellschaft, eben noch zu den Klängen eines Glockenspiels erstarrt wie die mechanischen Puppen einer großen Rathaus-Uhr, stürzt sich über die Ballustrade des Balkons in den Kies. Drei Meter tief, im Zeitlupentempo abwärts. Eine lebensgefährliche Aktion wird zur Verwandlung. Sie kommen als Tiere unten an, springen wie Riesenechsen, das Publikum scheuchend, über den Wiesenhang, brechen durch die Hecke und sind weg.
„Da, da, da bewegt sich was“. Tänzer schießen vorbei und jagen nach verlorener Kindheit und Wildnis. Da raschelt's im Busch, da hängt einer kopfunter im Baum, da wird mit Erde geworfen und mit Lehm gemanscht. Erinnerungen tauchen auf: so wollte man einen Garten anlegen, so begegnete man witternd dem Fremden, so kroch man unter den Bänken herum. Ich wandere auf der Suche nach Akteuren durch den Garten wie durch eine Traumlandschaft; die aufgeschnappten Fetzen von Bewegungen und Geschichten erinnern an etwas, das ich Traum ganz dringend erledigen mußte - aber ich weiß nicht mehr, wozu und warum.
Mit Rufen und hölzernem Geklapper findet die Bande sich wieder zusammen, verdreckt, zerzaust und naß. Und spucken tun's, und gar nicht höflich ihr Publikum mit Knüppeln verschrecken. Bis sie, im See davonwimmelnd, sich verabschieden.
Katrin Bettina Müller
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