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■ McCash Flows OrakelSF-Hausse

„Daß das überschuldete Kartenhaus der Weltwirtschaft nur noch durch - offiziell geduldeten - Betrug zusammengehalten wird“ - welcher halbwegs objektive Beobachter des Weltschuldenkarussells wollte nicht dieser Analyse des Ex–Bankiers Johann Philip von Bethmann zustimmen. Auch was der Wirtschaftspublizist und Crash–Seminar–Leiter Paul C. Martin per Anzeige beschwört - das nämlich Geschichte sich doch wiederhole und Black Friday vor der Tür stehe - hat durchaus Hand und Fuß angesichts einer Hausse, von der man nicht mehr weiß, ob man sie Jahrhundert–, Super–, oder Hyper–Hausse taufen soll und einem Weltschuldenberg, bei dem derlei Steigerungsvokabeln schon gar nicht mehr ausreichen. Andererseits stehen die Zeichen des Zusammenbruchs nicht erst seit vorgestern an der Wand und wer sich schon vor ein paar Jahren von der Crash–Angst anstecken ließ und sein Erspartes von den Börsen abzog, hat die größten Kursgewinne des Jahrhunderts verpaßt. Der Brasilien–Knacks in der vergangenen Woche zeigte, daß der Finanz–Globus trotz Quietschens und Eierns noch ein bißchen weiterlaufen wird: die Einstellung der Zinszahlung durch den größten lateinamerikanischen Schuldner wurde genauso locker weggesteckt wie im letzten Jahr der Tiefschlag durch den Offenbarungseid Mexicos. Die Aktien der amerikanischen und im Gefolge auch aller anderen Großbanken zeigten sich nach zwei bis drei Tagen Schwäche schon wieder deutlich erholt. Stehauf–Qualitäten , wie sie derzeit das gesamte New Yorker Klima kennzeichnen: seit Mai 1986 ist kaum eine Woche vergangen, ohne daß ein Wallstreet–Banker, Broker, oder Investmentberater angeklagt, verhaftet oder verurteilt wurde. Doch auch Insider–Betrug im großen Stil scheint die Massen der Anleger nicht beirren zu können - die Science–Fiction Hausse in Wall Street fiebert weiter...

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