SCHWEISSIGE MÄNNER-TRÄUME: Autark nach Sibirien
■ Geländewagen-Messe „Off Road“ in Köln eröffnet
Köln (dpa/taz) — Die meisten der blankgeputzten Geländewagen, die seit gestern auf der „Off Road“ in den Kölner Messehallen zu sehen sind, werden niemals die normalen Straßen verlassen oder gar Wüstensand oder Gebirgsgeröll unter die Breitreifen nehmen. „Nur zehn bis 15Prozent der Besitzer von Geländewagen benutzen ihre Fahrzeuge im offenen Gelände“, sagte Bernhard Weinbacher, Chefredakteur der Fachzeitschrift 'Off Road‘, zur Eröffnung der Ausstellung.
Kaum ein Land in Europa eignet sich so wenig wie Deutschland zum Geländewagenfahren abseits der Asphaltpisten. Und dennoch: ausgerechnet hierzulande erwartet die Geländewagen-Branche einen anhaltenen Boom bei den Neuzulassungen, während die Hersteller der von Straßen abhängigen Autos mit Absatz-Rückgang rechnen.
Dabei kosten Geländewagen heute locker 100.000DM, zumindest die prestigeträchtigeren Spitzenmodelle. Als Einstiegsdroge gibt es allerdings bescheidenere Versionen ab 20.000DM. Manch ein Gefährt sieht auch nur so aus, als käme es direkt aus einem männerschweißtriefenden „Freiheit und Abenteuer“-Werbefilm. 200.000 Mark kostet ein Modell, das trotz des ungünstigen cw-Wertes auf 200 Stundenkilometer beschleunigen kann — nur die Straße sollte man mit diesem Gefährt auch im Kriechgang lieber nicht verlassen, warnen Experten.
Der Spielzeugcharakter der neuartigen Expeditionsfahrzeuge wird durch die Extras unterstrichen: Satellitennavigation, Fußbodenheizung und Flugzeug-Klos geben das Gefühl, jederzeit in die sibirische Taiga fahren zu können. Nur „leider“, so ein Hersteller, „ist Rußland noch nicht so weit.“
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