■ COUCH POTATOE'S CHIPS AND TIPSVon Harald Keller: SAMSTAG
Der Erbe
„Ich erreiche ein Alter, in dem ein Wechsel nötig ist“, erklärte Jean- Paul Belmondo 1972 kurz vor Beginn der Dreharbeiten zu Der Erbe in einem Interview. Der Publikumsliebling ging auf die 40 zu, und nach einer Reihe von Gangster- und Abenteuerfilmen stand ihm der Sinn nach etwas anderem. In Philippe Labros Krimitragödie ist er der Erbe eines Wirtschaftsimperiums, der in der Hochfinanz die Mörder seines Vaters sucht. Im Ansatz moralisch, in der Ausführung epigonal, dank Belmondo, Charles Denner und Jean Rochefort aber erträglich.
(DFF, 23.05 Uhr)
Im Kreuzfeuer
Obwohl Meinungsumfragen dagegen sprachen und alle Fachleute abrieten, ließ der Produktionsschef der RKO — vormals Leiter der B-Picture-Abteilung bei MGM — Core Schary den Film Crossfire drehen, der einen Mord aus antisemitischen Motiven in einem US-Militärcamp behandelt. Da die Option auf die Rechte auszulaufen drohte, wurde der Streifen eilig und für verhältnismäßig wenig Geld heruntergekurbelt. Probevorführungen vor ausgewähltem Publikum verliefen unbefriedigend. Aus Zeitmangel kam Crossfire dennoch unverändert in die Kinos — und spielte binnen kurzem das Vierfache seiner Kosten ein. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, vier Oscar-Nominierungen und wurde beim Festival in Cannes ausgezeichnet. Schary, sein Produzent Adrian Scott und Regisseur Edward Dmytryk hätten mit ihrer Arbeit vielleicht dem anspruchsvollen Unterhaltungsfilm zum Durchbruch verholfen, wäre nicht der berüchtigte Ausschuß für unamerikanische Umtriebe gewesen. Der „unfreundliche Zeuge“ Dmytryk wurde, wie auch Scott, gegen Scharys Veto von RKO entlassen, wegen Mißachtung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und sagte später bei einer erneuten Vernehmung gegen einige seiner Kollegen aus.
(ZDF, 23.45 Uhr)
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