S-BAHN-CHAOS: VBB will unabhängigen Bericht

Die Bundesregierung müsse die wahre Verantwortung für die monatelangen Ausfälle untersuchen lassen, fordert der Verkehrsverbund.

Nicht nur Schnee machte der S-Bahn zu schaffen. Bild: ap, Michael Sohn

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) fordert eine neue Untersuchung über die Verantwortung für das S-Bahn-Chaos. "Die Bundesregierung sollte unabhängige Experten beauftragen, um die Hintergründe aufzuklären", sagte Verbandsgeschäftsführer Hans-Werner Franz am Dienstag. Der von der Bahn in der vergangenen Woche vorgelegte Bericht sei unzureichend.

Bei der S-Bahn waren seit vergangenem Sommer der Reihe nach Probleme mit Rädern, Achsen und Bremsen bekannt geworden. Zugesagte Wartungsfristen wurden nicht eingehalten. Das Eisenbahnbundesamt zog daraufhin viele Wagen aus dem Verkehr, teilweise war nur noch ein Drittel der Flotte im Einsatz, auf der zentralen Strecke zwischen Alexanderplatz und Bahnhof Zoo wurde der Verkehr wochenlang komplett eingestellt. Bis heute ist die S-Bahn mit einem ausgedünnten Angebot unterwegs, was noch bis zum kommenden Jahr so bleiben soll.

Die Deutsche Bahn hatte eine Anwaltskanzlei damit beauftragt, die Ursachen für die technischen Problem bei Rädern, Achsen und Bremsen bei ihrem Tochterunternehmen S-Bahn herauszufinden. Der von Bahn-Vorstandsmitglied Ulrich Homburg präsentierte Bericht ist voller Details über die Technik und über das schlechte Qualitätsmanagement der S-Bahn-Geschäftsführung. So heißt es etwa, dass die Fahrzeuge deshalb schlecht gewartet wurden, weil die Arbeiter nicht fachkundig angeleitet wurden und die schriftlichen Anleitungen unzureichend waren. "Aber warum war das so?", fragt Franz. "Diese Frage nach der Verantwortung wird gar nicht erst gestellt."

Nach Ansicht des Verkehrsverbundes gibt es eine tiefere Ursache für das monatelange S-Bahn-Chaos: "Ich sehe die Verantwortung eindeutig beim Bahn-Konzern, der die Probleme durch seine Fehlsteuerung und durch Entscheidungen im Konzernvorstand hervorgerufen hat", so Franz. So sei das Sparprogramm bei der S-Bahn etwa eine Entscheidung des Bahn-Vorstandes gewesen. "Wenn man so eine Entscheidung an sich heranzieht, dann kann man hinterher nicht sagen, dass man mit den negativen Folgen nichts zu tun hat", findet Franz.

Der Verkehrsverbund kann sich auch nicht vorstellen, dass die Deutsche Bahn wirklich nichts von den Problemen mitbekommen hat. "Wir haben im täglichen Umgang mit der S-Bahn immer wieder das Problem, dass Entscheidungen länger dauern, weil erst der Bahn-Konzern gefragt werden muss", so Franz. Das schlechte Qualitätsmanagement und das Betriebsklima, in dem Fehler nicht offen angesprochen werden konnten, seien auch nicht "wie vom Himmel über die S-Bahn gekommen", sagte Franz. "Das wurde vom Bahn-Konzern in das Unternehmen gebracht mit den dorthin versetzten Führungskräften."

Nun müsse der Eigentümer der Bahn, also die Bundesregierung, ein neues Gutachten in Auftrag geben, um diese Hintergründe zu klären. Dabei müsse es diesmal auch "absolute Transparenz" geben, forderte Franz. Es sei ein Unding, dass die Langfassung des von der Bahn bestellten Gutachtens noch nicht veröffentlicht sei. Dabei gehe es doch um ein Unternehmen, das - noch zumindest - "komplett dem Steuerzahler gehört", so Franz.

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