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Russisches Militärflugzeug abgestürztMit 92 Menschen an Bord

Zu Neujahr sollte das berühmte Alexandrow-Ensemble die russischen Soldaten in Syrien erfreuen. Doch das Flugzeug stürzte am Sonntag über dem Schwarzen Meer ab.

Ein Flugzeug des Typs Tupolew Tu-154 (Symbolfoto) Foto: dpa

Sotschi dpa | Ein russisches Flugzeug mit einem Armeechor auf dem Weg nach Syrien ist über dem Schwarzen Meer abgestürzt. Trümmerteile wurden am Sonntagmorgen im Meer vor Sotschi in Südrussland gefunden. Die 92 Menschen an Bord hätten „praktisch keine Chance gehabt“, sagten Behördenquellen am Sonntag der russischen Agentur Interfax. Alle Menschen an Bord starben.

Die Maschine war um 5.40 Uhr Ortszeit (3.40 Uhr MEZ) in Adler, dem Flughafen von Sotschi, gestartet, wie Sprecher des Verteidigungsministeriums mitteilten. An Bord des Flugzeugs Tupolew Tu-154 seien acht Mitglieder der Besatzung, neun Journalisten und die Sänger und Tänzer des Alexandrow-Ensembles gewesen.

Der Chor habe nach Syrien fliegen sollen, um auf der russischen Luftwaffenbasis bei Latakia ein Neujahrskonzert zu geben. Der Kontakt zu dem Flugzeug sei etwa zehn Kilometer nach dem Start über dem Meer abgerissen. Bei einem Flugmanöver im Steigflug könnte es ein „kritisches technisches Problem“ gegeben haben, sagte ein nicht genannter Behördenvertreter der Agentur Interfax. Auch ein Fehler Militärpiloten werde nicht ausgeschlossen, obwohl sie erfahren waren.

Russland kämpft seit Herbst 2015 im Syrien-Krieg aufseiten des Präsidenten Baschar al-Assad. Zur Versorgung der Basis Hamaimim betreibt das Verteidigungsministerium einen regen Luftverkehr. Dabei werden auch alternde Zivilflugzeuge wie die Tupolew eingesetzt. Anfang Mai hatte das russische Militär den Stardirigenten Waleri Gergijew und sein Orchester zu einem Konzert in die syrische Wüstenstadt Palmyra geflogen.

Das Alexandrow-Ensemble ist ein mehrfach ausgezeichneter Soldatenchor, der bereits 1928 gegründet wurde. Gründer war Alexander Alexandrow, der 1943 die Nationalhymne der Sowjetunion komponierte. Alexandrow starb 1946 in Berlin bei einer Auslandstournee mit seinem Chor.

Das ursprünglich aus einem Dutzend Soldaten bestehende Ensemble ist mit den Jahren größer geworden. Zu dem Chor gesellten sich ein Orchester und eine Tanzgruppe. Es ist inzwischen das größte Militär-Künstlerensemble Russlands. Zum Repertoire gehören überwiegend Kirchenlieder sowie traditionelle russische Volkslieder und –tänze. Es handelt sich um Lieder russischer Komponisten, klassische Werke russischer und ausländischer Komponisten, aber auch um weltbekannte Meisterwerke der Popmusik.

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1 Kommentar

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  • Es gibt viele Gründe für ein "why" , nach dem warum zu fragen. Gibt es so etwas gehäufte Zufälle? Schicksal - oder grausame Fügung? Warum? Ausgerechnet die Musik? Gibt es Menschen, die keine Musik mögen und nicht die Menschen, die sie produziere, die selbst die Musik sein wollen? Etwas Harmloseres wie Musiker und russische Journalisten - so etwas harmloses wie Touristen, wie Menschen, die ein Fest besuchen, eine städtische Attraktion, einen Jahrmarkt? Nur ein Clown, der etwas Schlechtes glaubt - nur ein Clown, der so etwas glaubt. Es sind die Engel, sie bewachen uns vom Sternenhimmel - sie sind die Engel, die unser Schicksal lenken. Mögen sie in Frieden ruhen.