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Russische Eisenmänner

■ 6. Berliner Meisterschaft im Kurztriathlon ohne wahre Favoriten/ Schöne Umgebung statt Preisgeld

Spandau (taz) — Normalerweise wallen um diese Uhrzeit Morgennebel aus den Rehbergen, und am Plötzensee quaken die Frösche. Am Sonntag jedoch war es Muskelfluid, das vom Stadion Nordufer herüberwehte. Denn dort beendeten kurz vor neun Uhr 545 Männer und 47 Frauen ihre letzten Vorbereitungen auf den 6. Berliner Plötze-Triathlon.

Die ersten zweihundert von ihnen peitschten wenig später in der ersten Startgruppe durch das angeblich 19 Grad kalte Wasser der Plötze. Knapp zwei Stunden später überquerten drei russische Athleten als erste die Ziellinie, ihre Kollegen von der sowjetischen Nationalmannschaft weit hinter sich lassend.

Die wahren Eisenmänner aber fehlten bei der Plötze 91. Sie ließen sich vom silbrigen Glanz des schnöden Mammons ins traditionsreiche Roth locken, wo bei Preisgeldern von 70.000 Mark den Tri- Profis die Muskeln locker werden. Die „Plötze 91“ hat dagegen kaum mehr als einen Blick in die schöne Umgebung der Rehberge zu bieten.

Um eine attraktive Strecke war der Veranstalter, die IG Triathlon Berlin, bemüht, doch „ein paar mehr Steigungen“ hätte sich der neue Berliner Meister Holger Thiele in der Strecke doch gewünscht, trennt sich am Berg doch die Spreu vom Weizen.

Die einst auf Hawaii, dem Geburtsort des Triathlon, am Männerstammtisch ausgehandelten Distanzen von 3,4 km Meeresschwimmen, 180 km Radeln und einem Marathonlauf sind inzwischen auf volksfreundliche Distanzen verkürzt worden, wie die „Plötze“ als Kurztriathlon mit 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen.

In einer Zeit von 1:58,02 Stunden bezwang Andrej Makuschin die Konkurrenz, auf dem vierten Platz wurde Holger Thiele vom Tri Team Berlin in 2:01,31 Stunden zum Berliner Meister gekürt. Bei den Frauen konnte Regina Marunde vom LTC Berlin ihren Titel unangefochten verteidigen. uzi

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