Rüpel mit Rederecht: Den Schafspelz zu Hause gelassen
Gestern konnte es die ganze Republik sehen: Der Hamburger Innensenator ist ein undemokratischer, geltungssüchtiger rechter Sprücheklopfer, der an konstruktiver Politik nicht interessiert und dazu nicht fähig ist. Für Hamburger ist das nicht Neues, und der Eklat im Bundestag kam nicht überraschend.
Nur der Bürgermeister tut, als habe er das von seinem Stellvertreter nicht erwarten können. Jetzt rächt sich, dass er offenbar nicht nur der Stadt, sondern auch sich selbst eingeredet hat, er habe es mit einem ganz normalen Koalitionspartner zu tun.
Kommentar von HEIKE DIERBACH
Dass von Beust sich jetzt von Schills Rede distanziert und diesen öffentlich maßregelt, ist zwar korrekt. Es darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es von Beust war, der Schill die Tür zum Bundestag geöffnet hat. Ohne ihn wäre er mit seinen Parolen geblieben, wo er hingehört: An den Stammtischen.
Insofern ist es auch nicht zutreffend, wenn von Beust sagt, Schills Rede spiegele nicht die Politik des Senates. Mindestens drei von elf SenatorInnen denken genau wie der Rüpel mit Rederecht. Und mehr als drei machen Politik mit seinen Inhalten.
Schill verroht die demokratischen Sitten – das hat er gestern erneut bewiesen. Will von Beust das wirklich aufhalten, kann er es nicht bei einer Ermahnung bewenden lassen. Er muss dafür sorgen, dass Schill kein Rederecht mehr hat. Weil er nicht mehr Senator ist.
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