: Rüdiger zu Reprotechnik
■ Senatorin wird im Bundesrat aktiv / Gesetzentwurf zur Reproduktionstechnik „mit aller Macht“ voranbringen
Am Freitag steht im Bonner Bundesrat das Thema „Gen-und Reproduktionstechnik“ auf der Tagesordnung. Eine Entscheidung allerdings steht nicht ins Haus, obwohl das Gremium bereits 1986 „umgehende Schritte“ einforderte. Die Bremer Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger will sich nun am Freitag „mit aller Macht“ gegen ein weiteres Vertagen des hochbrisanten Themas einsetzen: „Dieses Affentheater kann man doch nicht tolerieren. Der Bund kommt in dieser Legislaturperiode nicht über, obwohl der Zug weiter rast und Unverantwortliches in der Praxis geschieht.“ Zu diesen Unverantwortlichkeiten zählte sie: das Erzeugen von überzähligen Embryonen für Forschungszwecke, die Ersatzmutterschaft, das Klonen (Ziel: Menschen mit identischen Erbanlagen) und die Chimärenbildung (Ziel: Mischwesen aus Mensch und Tier).
Obwohl sich die Arbeitsgruppe des Bundesrates auf einen Gesetz
entwurf geeinigt habe, der all diese „unverantwortlichen“ Vorhaben verbieten wolle, stellten sich nun zwei Bundesländer quer: Die bayerischen VertreterInnen wollten die künstliche Befruchtung verbieten und eine Ausnahme nur machen, wenn der Samenspender mit der Kindesmutter verheiratet sei. In einem anderen Punkt dagegen seien die BayerInnen viel weniger restriktiv und öffneten, so Vera Rüdiger, ein „Einfallstor“. Sie wollten bei bestimmten Krankheitsbildern eine gezielte Geschlechtswahl zulassen. Vera Rüdiger hat sich vorgenommen, die Länder dazu bringen, sich wieder auf den Entwurf der Arbeitsgruppe zu verständigen. Um einen Schritt auf ihre bayrische Kollegin zuzugehen, wäre sie auch bereit, die künstliche Befruchtung durch einen außenstehenden Dritten (heterologe Insemination) ganz zu verbieten. Doch einen Trauschein will sie dem Samenspender nicht vorschreiben.
B.D.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen