Rüder Ton des australischen Premiers: Entschuldigung für Nazivergleiche
Gleich mehrfach überzieht Tony Abbott politische Gegner mit Nazivergleichen. Jetzt entschuldigt er sich mit Verweis auf die „Hitze der Debatte“.
CANBERRA ap | Der australische Premierminister Tony Abbott hat sich für den Vergleich seines politischen Rivalen Bill Shorten mit dem Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels entschuldigt. Die Bemerkung „hätte nicht gesagt werden sollen“, sagte Abbott am Freitag in einem Interview des Radionsenders ABC.
„Jeder von uns geht von Zeit zu Zeit in der Hitze der Debatte – und Sie wissen, wie hitzig es im Parlament werden kann – zu weit. Ich akzeptiere das“, sagte der Premier. Er führte gleichzeitig an, dass mindestens elf Parlamentarier der oppositionellen Arbeiterpartei in der Vergangenheit ähnliche Bezüge hergestellt hätten – darunter auch Mark Dreyfus, einer von drei jüdischen Abgeordneten im Parlament in der australischen Hauptstadt Canberra.
Es war Abbotts zweiter Nazi-Vergleich innerhalb weniger Wochen gewesen. Er nannte Oppositionschef Shorten „den Dr. Goebbels der Wirtschaftspolitik“ und erntete dafür am Donnerstag heftigen Protest jüdischer Abgeordneter. Im Februar hatte sich Abbott bereits dafür entschuldigen müssen, dass er eine zehnprozentige Senkung der Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie unter der früheren Labor-Regierung als „Holocaust der Jobs“ bezeichnet hatte.
Auch mit anderen Äußerungen eckte Abbott zuletzt an. So ließ er von seiner Liberalen Partei übers Internet eine Grußbotschaft an Irland zum St. Patrick's Day verbreiten, auf der er mit grüner Krawatte zu sehen ist und mit Bedauern sagt: „Ich kann nicht dabei sein, um ein Guinness oder zwei oder vielleicht auch drei mit euch zu trinken.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin