: Rückzug verschoben
■ Hebron bleibt unter Kontrolle Israels. 250 Palästinenser in Großrazzia verhaftet
Jerusalem (AFP/dpa/taz) – Die israelische Regierung hat gestern den Teilrückzug aus Hebron im Westjordanland auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Autonomiebehörde müsse erst Erfolge im „Kampf gegen den Terrorismus“ vorweisen, bevor sich die Armee aus Hebron zurückziehen werde, sagte Außenminister Ehud Barak. Israel und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) hatten vereinbart, daß sich die israelische Armee bis 28. März aus dem Großteil der Stadt zurückzieht.
Der Bürgermeister von Hebron, Mustafa Natsche, kritisierte die Entscheidung als wahltaktisch motiviert. In Israel finden in zwei Monaten Parlamentswahlen statt. Die israelische Regierung verletze damit das Abkommen über die Ausweitung der Palästinenserautonomie, sagte Natsche. Die Abgeordneten von Hebron im Palästinenserparlament sprachen von einer „gefährlichen Entscheidung“, mit der Israel den Friedensprozeß in Gefahr bringe.
Bei ihrer in diesem Jahr größten Razzia durchsuchte die israelische Armee mehrere Dörfer rund um die Bir-Zeit-Universität nördlich von Ramallah. An der Operation waren Fallschirmjäger, Grenztruppen und der Geheimdienst Schin Beth beteiligt. Die Aktion richtete sich insbesondere gegen Studenten aus dem Gaza-Streifen, die im Westjordanland geblieben waren. Die meisten der 250 Festgenommenen sollten nach Angaben von Vizeverteidigungsminister Ori Orr in den Gaza-Streifen gebracht werden. Insgesamt nahm die israelische Armee nach eigenen Angaben seit den Selbstmordattentaten mehr als siebenhundert Verdächtige fest.
Die PLO will 1,5 Milliarden Mark zum Kampf gegen den politisch motivierten Terrorismus erbitten. Nach einem Bericht der palästinensischen Zeitung al-Hayat al-Jadida wird die PLO die Bitte heute in Washington den Teilnehmern der „Nachfolgekonferenz von Scharm al-Scheich“ unterbreiten. Mit dem Geld sollen die Sozialdienste der Hamas unter die Verwaltung der Autonomiebehörde gestellt werden. Außerdem werden die Mittel zur Linderung der wirtschaftlichen Folgen der israelischen Absperrungen aller Palästinensergebiete benötigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen