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Rückwärts in die Zukunft

■ betr.: dito

betr.: dito

„Der gesamtdeutsche Wähler(!?) optierte für Stabilität“, überschreibt Herr Hartung in orwellscher Manier seinen Kommentar zur Bundestagswahl. Tatsächlich muß Herrn Hartung zugestanden werden, das double-think gut zu beherrschen, ist ihm doch die „Orgie an Veränderungen“, die Massenarbeitslosigkeit (und) der Zusammenbruch der sozialen Sicherheit“, die Kohl und Co. sich mit der Wahl haben absegnen lassen, keineswegs entgangen.

Vergessen wird zwar die offen rassistische Blut-und-Boden-Rechtfertigung für die „Rieseninvestition DDR“ (Lambsdorff), als deren Folge heute, wie ich dem britischen 'Guardian‘ entnehme, mit jedem zur Verfügung stehenden Flugzeug Schwarze aus der ehemaligen DDR herausgeschafft werden — aber was sind schon solche Schönheitsfehler gegen die solide Tatsache, daß „die Einheit der größte Erfolg der deutschen Umweltpolitik ist“ und das Leben deutscher Menschen „um zehn Jahre“ zu verlängern verspricht?!

Vergessen werden auch die Kriegspläne, für die in Kürze eine deutsche Armee wieder zur Verfügung stehen soll — aber diejenigen, die darauf jetzt herumreiten, sind doch nichts anderes als „die Nostalgiker der achtziger Jahre“, die zwanghaft „das Neue, die Veränderung abwehren“.

Der „gesamtdeutsche Wähler“ (etwa Herr Hartung?!) optiert eben für Stabilität, Kontinuität, rückwärts in die Zukunft, für das alte neue Deutschland, und immer so weiter bis ans Ende. Georg Lentze, Hamburg

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