: Rückkehr gescheitert
■ Hutu in Zaire wollen nicht nach Hause / Premier von Ruanda tritt zurück
Goma/Kigali (dpa/AP/AFP/ taz) – Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat sein Programm zur freiwilligen Repatriierung der rund 1,2 Millionen ruandischen Flüchtlingen in Zaire gestern für gescheitert erklärt. Statt der erwarteten 3.000 Flüchtlinge haben sich seit Freitag nur etwa 250 Hutu zurück nach Ruanda bringen lassen.
Die zairische Regierung hatte gedroht, die Zwangsausweisungen wiederaufzunehmen, wenn die Flüchtlinge nicht freiwillig nach Ruanda zurückkehrten.
Warum die Flüchtlinge nicht zurückwollen, ist unklar. Einige Beobachter sagen, die Mehrheit fürchte weiterhin die Rache der jetzt in Ruanda herrschenden Tutsi. Zehntausende Ruander vom Mehrheitsvolk der Hutu waren letztes Jahr am Völkermord in Ruanda beteiligt, bei dem mindestens 500.000 Tutsi und gemäßigte Hutu ermordet wurden. Dagegen führte ein Sprecher des UNHCR in Goma, Joäl Botroue, den mangelden Willen zur Rückkehr auf „militante Kräfte“ in den Flüchtlingslagern in Zaire zurück, die die Rückkehr der Insassen nach Ruanda verhinderten.
Die Spannungen in den Flüchtlingslagern in Ost-Zaire verschärften sich zusätzlich durch die Explosion einer Mine in der Nähe von Goma. Dabei wurden gestern vor dem Büro der Hilfsorganisation Care International drei Insassen eines Lastwagens verletzt.
In Kinshasa wurden Verhandlungen zwischen UNHCR und zairischer Regierung über eine Lösung des Flüchtlingsproblems ergebnislos abgebrochen. Für den heutigen Dienstag ist in Genf ein Krisentreffen zwischen UN- Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata und Zaires Ministerpräsident Kengo wa Dongo geplant.
In Ruanda hat gestern Ministerpräsident Faustin Twagiramungu seinen Rücktritt eingereicht. Twagiramungu, der der Mehrheit der Hutu angehört, kritisierte in seinem Rücktrittsschreiben die Politik der von Tutsi dominierten Regierung.
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