apocalypse now: Rudi grübelt
Nun würde es ernst werden. Rudi, der Republik oberster Teamchef, hatte sich alles zurechtgelegt, was er für die Nominierung seiner Mannschaft für diese verflixten Spiele gegen die Ukraine brauchen würde: 22 kleine Schildchen, einen blauen Filzstift und eine große, dunkelgrüne Magnettafel, auf die ein Fußballfeld aufgezeichnet war. Damit würde er still und heimlich üben, was er am Donnerstag der Presse zu präsentieren gedachte, er hatte einmal im „Aktuellen Sportstudio“ im ZDF gesehen, wie das geht. Rudi nahm ein Schildchen, schrieb den Namen Kahn drauf und heftete es ins Tor. „Das ist ja einfach“, dachte er für sich, doch noch ehe er fertig gedacht hatte, begannen die Probleme: Was nun? Wie sollte er weitermachen? Welche Namen sollte er auf die restlichen 21 Schildchen schreiben? Warum hatte er diesen Scheiß-Job überhaupt angenommen? Panik überkam Rudi. „Scheiß Rumpelfüßler“, fluchte er, ehe er beschloss, sich nicht aufzuregen, nicht deswegen. „Die sind ja der Mühe nicht wert“, brummelte der Teamchef in seinen Schnauzbart, noch während er die fettbefleckte Liste vom letzten Mal hervorkramte. „Immerhin kein Tor kassiert“, knurrte er beim Blick darauf, warum also sollte er überhaupt etwas ändern? „Wegen diesen verdammten Schmierfinken von der Presse“, fuhr es ihm in den Kopf. Aber was? Rudi zog die Stirn in Falten und überlegte angestrengt. „Kirsten“, zischelte er schließlich, „und Fink.“ Dann beschloss er, noch einmal eine Nacht darüber zu schlafen.
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