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Ruanda: Verhandlungen gescheitert

■ RPF-Vertreter reisten zwei Tage nach Beginn der Gespräche ab / UNO gerät ins Visier marodierender Soldaten / Skepsis gegen panafrikanische Friedenstruppe

Nairobi/Arusha (AFP/dpa/ips) Die Waffenstillstandsverhandlungen für Ruanda in der tansanischen Hauptstadt Arusha sind gescheitert. In Vermittlerkreisen hieß es, die Delegation der Rebellenorganisation „Patriotische Front Ruandas" (RPF) sei in der Nacht zum Donnerstag – zwei Tage nach Beginn der Gespräche – abgereist. Ein Termin für neue Verhandlungen sei nicht ausgemacht worden. Die Delegation der von Tutsis dominierten RPF-Rebellen hatte sich bis zuletzt geweigert, direkt mit Vertretern der von ihr nicht anerkannten Übergangsregierung zu sprechen.

In der ruandischen Hauptstadt Kigali hatten die Gefechte während der Gespräche noch an Intensität zugenommen. Nach Ansicht von UN-Vertretern in dem ostafrikanischen Land verlieren die Kommandeure beider Seiten zunehmend die Befehlsgewalt über ihre Truppen. Die UNO-Friedenstruppe selbst wird zum Ziel für marodierende Soldaten. Der Flughafen und das UNO-Hauptquartier im Zentrum der Hauptstadt lagen am Mittwoch unter schwerem Granatbeschuß. Sowohl die von Hutus beherrschten Regierungstruppen als auch die Tutsi-Guerillabewegung RPF bestreiten laut UNO- Angaben, etwas mit dem Beschuß zu tun zu haben.

Eine Maschine mit Hilfsgütern an Bord ist nach Mitteilung eines UN-Sprechers wenige Minuten nach der Landung am Flughafen von Kigali mit Mörsern beschossen worden. Das Flugzeug habe umgehend wieder starten müssen – noch bevor die Nahrungsmittel und Medikamente ausgeladen werden konnten. Der stellvertretende UNO-Kommandeur in Ruanda, Henry Anyidoho, ist mit dem gegenwärtigen Mandat der Friedenstruppe nicht zufrieden. „Wir müssen in der Lage sein, uns zu verteidigen“, sagte er.

Der Vertreter der Tutsi-Rebellen beim UNO-Hauptquartier in New York, Claude Dusaidi, wandte sich am Mittwoch gegen die von UN-Generalsekretär Butros Ghali vorgeschlagene Aufstellung einer panafrikanischen Friedenstruppe für Ruanda. Dieser Vorschlag komme vier Wochen zu spät, sagte Dusaidi. Damals hätte der Mord an Hunderttausenden noch verhindert werden können, aber es sei nichts geschehen. Jetzt sei man gegen jede Form der Intervention, weil das nur den Mördern die Möglichkeit eröffnen würde, zu entkommen.

Auch die „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU) reagierte skeptisch auf den Vorschlag von Butros Ghali. „Eine afrikanische Friedensmission kann die Lage vielleicht verbessern, wird das Blutvergießen aber kaum beenden“, so OAU-Generalsekretär Salim gestern in Arusha.

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