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Royal Bunker-Labelchef gehtEin Mann mit Mission

Marcus Staiger baute innerhalb von zehn Jahren Royal Bunker zum einflussreichsten Deutschrap-Label auf: Sido, Kool Savas, MOR, K.I.Z. - alle fingen hier an. Er hört nun auf.

Kroch auch dereinst aus dem Royal Bunker: Sido Bild: dpa

Gehen, wenns am schönsten ist. Dann, wenn man als Labelchef mit einem eigenen Act einen richtig großen Coup gelandet hat. In die Top Ten der Albumcharts. Auf die Magazincover. Ins aufgebracht-faszinierte Feuilleton.

Marcus Staiger, Kopf und Herz des Musiklabels Royal Bunker, macht es jetzt so. Nachdem im vergangenen Spätsommer die K. I. Z.-Welle rollte und vier Kreuzberger Jungs dem Land ihre gerappte "Pullermusik" und Zeilen wie: "Ihr wollt ein Liebeslied, ihr kriegt mein Riesenglied, ein Glied wie vom Schmied", näher gebracht hatten. Marcus Staiger sagt jetzt: "K. I. Z. sind voll auf dem Punkt, der Inbegriff von Royal Bunker. Bösartiger, radikaler Humor, der nichts anderes sagt als: Wir sind alle hater aus Liebe. Es ist schön, dass sich mit dem Erfolg von K. I. Z. meine Mission nochmal bewahrheitet hat. Bis hierhin war es großartig. Aber ich habe keine Lust mehr, ab jetzt würde ich mich nur noch quälen. Besser, man geht kraftstrotzend."

Eine Mission, die war es wohl, die den Mann aus dem Schwäbischen da zehn Jahre lang in Berlin vorangetrieben und Royal Bunker zu einem der einflussreichsten Deutschrap-Labels überhaupt gemacht hat. Eine Mischung aus Streetworker-, Hardcorefan- und Do-it-yourself-Mission.

Marcus Staiger brachte Ende der Neunzigerjahre, als Hamburg und Stuttgart schon als Hiphopmetropolen boomten, Berlins Battlerap-Szene auf organisierten Trab, indem er jede Woche sonntags einen Open-Mic-Abend veranstaltete und junge Rapper dort mit pädagogischer Verve zum Verfassen frischer Rhymes nötigte. Daraus entstand ein Tapelabel, dann ein richtiges Label, mit Platten, Klamottenkollektion und Motto: "Wir ficken die Industrie von unten in den Arsch." Royal Bunker, das hieß: konsequent, geradeaus, Indie, pubertär und prollig, dabei aber meist auch von gewitzter Ironie, streetwise, aber nie dem stumpfen Ghettostanzen verfallend.

Royal Bunker war Staiger, der mit seinen Jungs im Souterrainbüro Plattencover klebte, in Streetoffensiven CDs zu Minipreisen verkaufte und am 1. Mai in Kreuzberg Kids das Mikro in die Hand drückte und vom Pflasterstein abriet. Und Royal Bunker war Kinderstube und Heimatlabel für viele der bekanntesten deutschen Rapper und Produzentinnen: Sido und B-Tight, Fuat, Melbeatz, Frauenarzt und Taktlo$$. Auch Kool Savas fing hier an und bescherte mit seiner damaligen Battlerap-Truppe MOR dem Bunker 2001 den zahlenmäßig größten Verkaufserfolg.

In den Jahren danach ging vieles in die Brüche, Staiger sah seine Schützlinge bei Majorlabels oder dem neuen Dicke-Hose-Ding Aggro Berlin größer werden. Fast wäre Royal Bunker in die relative Unbedeutsamkeit abgerutscht, dann kamen K. I. Z.

Staiger wird auch noch deren nächstes Album, das für Herbst angekündigt ist, betreuen, danach macht er nur noch, "was Rentner so machen": managen und beraten, unter Umständen ein neues Magazin herausbringen - und natürlich auch ein Buch schreiben, über die Geschichte eines Plattenlabels, das in allernächster Zukunft, umflort mit der Gloriole der zur Unzeit Verblichenen, unumgänglich Kult sein wird.

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