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Rotkreuzwelle auf Sendung

Ursprünglich hatte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seine täglichen Sendungen aufgenommen, um die Namen von Kriegsgefangenen bekanntzugeben und um durch die Kriegswirren auseinandergerissene Familien wieder zusammenzuführen. Später ging man dann dazu über, nur noch einmal monatlich Testsendungen auszustrahlen. Mit Ausbruch des Golfkrieges hat man nun die Sendzeit verdoppelt, und die Rotkreuzwelle aus der Schweiz ist jetzt jeden zweiten und vierten Sonntag des Monats auf 7210 kHz um 13.00 Uhr MEZ mit seinem Programm in Deutsch in Europa problemlos zu hören (Wiederholung jeweils am darauffolgenden Montag um 19.00 Uhr MEZ).

In den Programmen beschäftigt man sich derzeit ausschließlich mit dem Golfkrieg in Hinblick auf humanitäre Aspekte. So richtete der Präsident des IKRK in der Sendung vom 10. Februar erneut einen eindringlichen Appell an die kriegsführenden Parteien zur Einhaltung der Genfer Konventionen. Demnach ist vor allem die Zivilbevölkerung Opfer der Kämpfe. „Sobald der Schleier der Zensur sich hebt, wird sich vor den Augen der Welt das ganze unfaßliche Leiden darstellen, das den Völkern der Region, den Kämpfenden und ihren Familien zugefügt worden ist“, erklärte der Präsident des IKRK. Weiterhin bestehe die Gefahr, daß in diesem Krieg das Kriegsrecht auch künftig politischen Überlegungen geopfert werden wird. Eine der wichtigsten Aufgaben sieht das IKRK derzeit in der Betreuung von Kriegsgefangenen. Diese müssen umgehend aus der Gefahrenzone gebracht und dürfen nicht an strategisch wichtigen Orten festgehalten werden. Außerdem betont das IKRK nachdrücklich, daß die Zivilbevölkerung nicht unterschiedslosen Angriffen ausgesetzt werden darf und daß zivile Opfer laut internationalem Recht vermieden werden müssen.

Grundlage der unabhängigen Arbeit des IKRK ist die strikte Einhaltung der Neutralität in bewaffneten Konflikten. Die Informationen in den Programmen der Rotkreuzwelle kommen direkt von Mitarbeitern des IKRK, die die Hilfsaktionen koordinieren oder sich direkt vor Ort befinden, und unterliegen weit weniger einer Zensur bzw. einer Nichrichtensperre als andere Meldungen. Diese begründet sich nicht zuletzt auch darin, daß das IKRK ein eigenes Telekommunikationsnetz betreibt und somit auch in dieser Hinsicht unabhängig ist. Derzeit verweigert Bagdad dem IKRK zwar noch den Zutritt in Kriegsgefangenenlager, jedoch sind die Programme der Rotkreuzwelle bereits jetzt die mit Abstand vertrauenswürdigsten Informationsquellen über den Krieg am Golf. Die nächsten Sendungen werden zu hören sein am 10. März, 24. März, 14. April, 28. April, 12. Mai, 26. Mai (bwz. am folgenden Tag) zu den obengenannten Zeiten auf 7210 kHz. Harald Kuhl

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