piwik no script img

Rote Khmer fast kopflos

■ Zwei Führer der letzten Roten Khmer stellen sich der kambodschanischen Regierung

Phnom Penh (AFP/rtr/taz) – Zwei der drei verbliebenen Führer der kambodschanischen Guerillaorganisation Rote Khmer sind über Weihnachten zur Regierung übergelaufen. Bereits Anfang Dezember hatten die Restverbände der berüchtigten Organisation kapituliert. Wie die Regierung in Phnom Penh am Samstag mitteilte, ergaben sich der ehemalige kambodschanische Präsident Khieu Samphan und der Khmer-Chefideologe Nuon Chea. Die beiden trennten sich vom Militärführer der Roten Khmer, Ta Mok, und den letzten ihm verbliebenen rund 100 Kämpfern und begaben sich am Freitag in die nordwestliche Stadt Pailin. In der ehemaligen Rebellenhochburg haben frühere Kämpfer der Roten Khmer, die schon vor einiger Zeit zur Regierung übergelaufen waren, das Sagen.

Ob Khieu Samphan und Nuon Chea vor Gericht gestellt werden oder mit Straffreiheit rechnen können, ist unklar. Der stellvertretende Generalstabschefs Meas Sophea erklärte, von einem Prozeß gegen die beiden wegen Mittäterschaft an den bis zu zwei Millionen Morden während der Herrschaft der Roten Khmer von 1975 bis 1979 könne gar keine Rede sein. Das vertrage sich nicht mit der „nationalen Versöhnung“. Regierungssprecher Khieu Kanharith sagte dagegen, keine Regierung könne garantieren, daß die beiden sich nicht vor einem Gericht im Ausland verantworten müßten. Keine Regierung könne Amnestie für Völkermord gewähren.

In Schreiben an Ministerpräsident Hun Sen hatten die beiden um Erlaubnis gebeten, in ein legales Leben zurückkehren zu dürfen, um „Frieden und Stabilität, nationale Versöhnung und die Entwicklung Kambodschas“ zu fördern. Hun Sen lobte in seiner schriftlichen Antwort ihren Schritt. Am Dienstag wollen die beiden Khmer-Führer in Phnom Penh mit Hun Sen zusammentreffen. han

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen