: Rote Armee unerwünscht
■ Gewalt gegen Sowjetsoldaten / Eppelmann gegen Forderungen Bonns nach Auflösung der NVA
Berlin (ap/taz) - Ausschreitungen der Bevölkerung gegenüber sowjetischen Soldaten bezeichnete Abrüstungsminister Eppelmann als immer akuter werdendes Problem, das eine politische Tragweite gesamteuropäischen Ausmaßes anzunehmen droht. In einer Fragestunde des Parlaments am Donnerstag führte der konservative Politiker als Beispiel für die zunehmende Gewalttätigkeit gegen sowjetische Soldaten auf dem Territorium der DDR eine Demonstration von 1.500 DDR -Bürgern vor einem Flugplatz der sowjetischen Streitkräfte an. Dabei seien Flaschen und Steine auf die Soldaten geworfen worden. Eine Eskalation sei nur durch das Verhalten der sowjetischen Offiziere verhindert worden, weil diese ihren Untergebenen „die Waffen weggenommen haben“. Eppelmann wies Bonner Forderungen nach kompletter Auflösung der NVA strikt zurück. Die NVA dürfe prozentual nicht mehr abgerüstet werden, als die Bundeswehr. Er könne sich vorstellen, daß die DDR-Armee auf eine Stärke von 50 bis 70.000 Mann abspecke, sagte der Verteidigungsminister. Zur Zeit stünden genau 97.000 NVA-Soldaten unter Waffen. Mit seinem westdeutschen Amtskollegen Gerhard Stoltenberg stimme er darin überein, daß es nach einer Vereinigung beider deutscher Staaten eine deutsche Armee unter einem Oberbefehl geben werde. Unterschiedliche Auffassungen bestünden in der Frage, wie lange die erforderliche Umstrukturierung dauere.SEITE 4
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