: Roswitha, Roswitha
Kennen Sie Bad Gandersheim? Nein? Wir auch nicht. Aber Roswithan kennen wir, die Dichterin des 10.Jahrhunderts, die heutzutage besonders dadurch auffällt, daß ebenjenes Bad Gandersheim einen nach ihr benannten Literaturpreis verleiht. Und den bekommt 1992 eine Frau namens Helga Königsdorf: geboren 1938 in Gera, nunmehr in Berlin lebend. Der Preis hört auf den schönen Namen Roswitha-Gedenkmedaille, und in der Jury-Begründung lesen wir, atemlos fasziniert, Frau Königsdorf zeichne sich »durch ihre lakonische Sprache und zugleich durch die Vielfalt ihrer stilistischen Mittel aus, die von der feinfühligen Analyse individueller Schicksale bis zur satirischen Darstellung kollektiver Erlebnisse reichen«. Daß Vielfalt stilistischer Mittel bei SchriftstellerInnen neuerdings eigens erwähnt wird, macht uns zwar stutzig — endgültig im Sack allerdings hat uns Helga Königsdorf, wenn wir der Jury-Prosa entnehmen, besonders hervorzuheben sei ihr »genauer Blick auf den Wissenschaftsbetrieb sowie die dezidierte Auseinandersetzung mit den politischen Veränderungen in Deutschland«. Wissenschaftsbetrieb! Deutschland! Jau! Das wollen die Leute lesen! Sofort stellen wir uns einen halben Kubikmeter Königsdorf-Werke in die Redaktion!
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