■ Rosi Rolands wahre Geschichten: B&B tadellos
Da lacht der Rundfunkrat. Sonst gibt es ja immer und immer wieder so viel zu kritteln über die Schlechtigkeit des Fernsehen. Da darf man sich direkt freuen, daß eine verschrieene Sendung wie Buten&Binnen einmal anders war.
Als wieder mal ein halbes Jahr nach dem letzten Mißtrauensvotum rum war, da wußte der Oppositionschef Kudella nichts besseres als eine Wiederholung. Also stellte er den Antrag auf Mißtrauen gegen Eva-Maria Lemke-Schulte wegen Postengeschiebe bei der Gewoba. „Filz allein ist ein bissel wenig Politik“, dachte sich da ein B&B-Redakteur: –Mal nachsehen, was die Bausenatorin so auf die Reihe kriegt.– Prima Idee, rief die Redaktion. Filmte hier, interviewte da, und heraus kam: So ganz doll sieht die Bilanz nicht aus, im Gegenteil, Durcheinander und Lähme allerorten. Der Redakteur fuhr beruhigt in den verdienten Urlaub. Der Film war fertig und sollte am Dienstag laufen. Das war der Tag vor dem Mißtrauensantrag, und die Senatorin sollte zur Diskussion in's Studio geladen werden, von wegen kritischer Nachfrage.
Haben Sie am Dienstag B&B geguckt? Haben viele, weil sie Wind von der Geschichte gekriegt hatten. Konnten sie lange warten. Der Film kam nicht. Der kam erst einen Tag später mitsamt der Senatorin als Studiogast. Da war aber das Mißtrauensvotum schon rum und alle Debatten gelaufen. Und die Senatorin konnte sich ganz entspannt zurücklehnen.
Was war bloß passiert? Die B&B-Version der Geschichte sagt, eine ganze Woche hätte sich die Redaktion bemüht, die Senatorin einzuladen, aber die habe sich geweigert. Journalismus klassisch ausgebremst, kann man nix machen. Die Version Bausenatorin war, in der letzten Woche wär sie gerne erschienen, aber nicht einen Tag vor dem Mißtrauensantrag, basta. Zum Dritten geistert noch eine Version herum, nach der höheren Stellen beim Funk das Filmchen abgesetzt hatten, weil von noch höherer Stelle aus das Telefon geklingelt hätte. Noch kurz vor der geplanten Ausstrahlung am Dienstag ist nämlich ein hektischer B&B-Redakteur durch die Bürgerschaft gedüst, der hatte noch ein paar Fragen für die Moderation. Hat sich was mit –die Senatorin vergeblich angefragt–. Das wollen wir aber gar nicht glauben, wir wollen uns freuen, daß auch die Medien ihre fürsorglichen Seiten haben. Heutzutage kann sich eine Senatorin die Kritik sogar aussuchen. Taddellos, findet das Ihre
Rosi Roland
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