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■ Rosi Rolands Bremer KlatschgeschichtenFestpreis – eine Kleinigkeit teurer

Bremen ist spitze. Vor allem der Finanzsenator. Bremen ist das „erste Bundesland“, teilte mein Lieblingsfreund Hartmut (sein Büro ist immer picobello sauber!) in dieser Woche dem Senat mit, „das die Haushaltsaufstellung vollständig mit SAP R/3 abwickelt.“

Das ist das moderne Standard-Programm, das sogar Putzfrauen wie mir einen Achtungsschauer über die Bürste laufen läßt. Seit dem 1. März 2000 wird daran gearbeitet, im Herbst konnte der Senat beschließen, dass die neue Software nicht erst 2003, sondern schon am 1.1.2002 eingeführt werden kann.

Nun schreiten wir Richtung Ende Januar und SAP R/3 ist bei den 170 Mitarbeitern auf dem PC, aber immer noch nicht im Einsatz. Wegen der „Komplexität des Problems“ hatte im August 2001 ein „Review-Termin“ stattgefunden, berichtete der Finanzsenator.

Da wurde beschlossen, den Start-Termin zu verschieben – und zwar auf den ursprünglichen Start-Termin, 1.1.2003. Alles kein Problem, könnte man denken, hatte der Finanzsenator doch ein Festpreis-Angebot von SAP unterschrieben.

Aber wenn es da kein Problem gäbe, dann hätte der Finanzsenator dem Senat nicht mitteilen müssen, dass Bremen mal wieder Spitze ist bei SAP R/3. Also weil das neue Programm nun zu dem ursprünglich vereinbarten Termin eingeführt wird, entstehen Mehrkosten gegenüber den Festgeld-Vertrag von 460.000 Euro.

Und wo der Finanzsenator schon bei den Mehrkosten ist, bringt er auch noch ein paar bad news unter: Die Software-Pflege im Jahr 2002, in dem SAP R/3 nicht verwendet wird, kostet 420.000 Euro. Das ist eigentlich nur eine Kleinigkeit, die Experten kosten 1.255 Euro plus Mehrwertsteuer jede Stunde.

Und dann hatte bei Vertragsabschluss offenbar niemand so richtig eingeplant, dass seit Jahren die „Neuordnung der Aufgabenwahrnehmung“ betrieben wird; die Software muss auch die GmbHs des Konzerns Bremen „integrieren“. Das ist in dem Festpreis-Vertrag vergessen worden und kostet zusätzlich schlappe 660.000 Euro.

Und die Software-Pflege im Jahr 2003 war bisher auch nicht auf der Rechnung – da kommen noch einmal 570.000 Euro dazu. Bei einem „Festpreis“ von 11,63 Millionen Euro geht es also um eine Verteuerung um circa 20 Prozent, die der Senat absegnete.

Eigentlich wäre der Vorgang ein Fall für den Unternehmensberater Roland Berger. Die sollen (wie bei uns Reinigungskräften schon geschehen) nämlich nachschauen, wo überall etwas schief läuft. Weil die Senatoren ohne Unternehmensberater in ihren Ressorts nicht den richtigen Überblick haben. Aber der Finanzssenator hatte klargestellt, dass Roland Berger bei ihm nicht ins Haus kommt. Komisch eigentlich, findet

Ihre Rosi Roland

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