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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenSpieglein, Spieglein...

Nicht, daß Thomas Diehl, stellvertretender Pressesprecher des Senats, Wert auf Etikette legen würde. Nein, nein. Aber wer will denn schon in ein Arbeitszimmer mit schmuddelig-grauen Wänden ziehen? Also zog der Diehl sein Sakko aus, schlüpfte in den Blaumann und griff selbst zu Pinsel und Farbe, um sein neues Arbeitszimmer im Rathaus weiß zu tünchen. Tüchtig, tüchtig, das muß man ihm lassen.

Stolz soll er später sein Werk präsentiert haben. Daß die Wände weiß, die Decke aber immer noch schmuddelig-grau geblieben ist, hat ihm niemand gesagt. Wär' ja auch gemein. Schließlich hat er sich ja solche Mühe gegeben. Eine Journalistin wußte das zu würdigen. Vielleicht interessiert sich ja der Spiegel für die Geschichte – so als kleine Personalie, überlegte sie.

Thomas Diehl war außer sich vor Freude. Sein Foto im Spiegel, vielleicht sogar im Blaumann und mit Pinsel in der Hand – welch' Krönung seiner Karriere. Im Rathaus soll er daraufhin einigen Leuten den Tip gegeben haben, den Spiegel in der nächsten Zeit aufmerksam zu lesen. Aber sein „Freund Sondergeld“, der erste Pressesprecher des Senats, müßte auch mit aufs Bild für den Spiegel, soll der Diehl laut und großzügig überlegt haben.

Doch bis heute hat sich die Journalistin nicht wieder gemeldet, und im Spiegel ist keine einzige Zeile über den Anstreicher Thomas Diehl aus Bremen erschienen. Ganz enttäuscht soll er sein.

Dabei kann er froh sein, daß nichts über sein selbstgestrichenes Arbeitszimmer im Spiegel stand. Er hätte nämlich eigentlich eine Genehmigung für das Anstreichen des zu dienstlichen Zwecken genutzte Zimmer gebraucht. Und die hatte er nicht.

Dabei weiß der Diehl eigentlich ganz genau, was er darf und was nicht. Als Beamter der Besoldungsstufe B 3 steht ihm nämlich ein Zimmer mit drei Fensterkreuzen zu. Als man sich im Rathaus emsig nach einem geeigneten Domizil für den zweiten Pressesprecher im Lande umsah, soll Thomas Diehl eine Verordnung aus dem Jahr 1971 aus seiner Schreibtischschublade gezogen haben. Mit irgendeinem kleinen einfenstrigen Zimmer unterm Dach wollte er sich nämlich nicht zufrieden geben. Außerdem wollte er auf der Etage sitzen, auf der auch „sein Freund Sondergeld“ sitzt.

So gesehen wäre die ganze Geschichte vielleicht doch etwas für den Spiegel – für den Hohlspiegel. Ihre Rosi Roland

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