■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Betr.: Humor, unfreiwilliger
Es gibt nicht viel zu lachen in unserer kleinen Stadt. Zum Witzemachen ist den wenigsten zumute, kein Wunder, angesichts der Depressionen, vulkanmäßig. Nur einer fühlt sich immer noch berufen, unverdrossen seinen zotigen Humor zu versprühen: Thomas Diehl, vom CDU-Pressesprecher zum stellvertretenden Pressesprecher des Senats aufgestiegen. Der stürmte vor einiger Zeit, der CDU-Fraktionsvorständler Helmut Pflugradt stand gerade im Verdacht, einen jungen Mann vergewaltigt zu haben, ins Vorzimmer der Senatspressestelle und donnerte in durchaus beachtlicher Phonstärke los: „Na, wieviel Samen hat ein Schwuler?“ Die Damen im Vorzimmer konnten gar nicht so schnell Luft holen, wie Diehl seine Antwort über sie ergoß: „Na! Einen ganzen Arsch voll!“ Diehl, ein Meister des freiwilligen Humors, der we-gen galoppierender Peinlichkeit unfreiwillig auf ihn zu-rückrummst.
Wenn es schon keine echten Witze mahr gibt, dann wenigstens unech-te. Da hätten wir zum Beispiel die Rede des Drogeriepaten Helmut Zorn bei der Tagung des Einzelhandelsverbandes. Zorn wollte jesusmäßig das Auto loben, und das ist ihm gelungen: „Am Anfang war der Verkehr!“ – großer Erfolg beim Publikum.
Aber Zorn war nicht der einzige Humorist dieser Woche. Der CDU-Abgeordnete Thomas Röwekamp donnerte am Donnerstag in die Bürgerschaft, wie schlimm er die Angestelltenkammer findet. Noch schlimmer fand er nur noch, daß er den Anfang der Debatte verpaßt hatte, aber wenigstens habe er das ja im Stau stehend im Autoradio gehört. Da trat der Grüne Hermann Kuhn ans Mikro und meinte zu Kastendiek, die Sache mit dem Stau sei wohl angesichts dessen Vehemenz eher ein Gefühlsstau gewesen. Darauf Kastendiek: „Ich bin ganz entspannt.“ Kuhn: „Hinterher ist man das immer.“ Finden Sie nicht so witzig? Die Bürgerschaftsabgeordneten haben sich jedenfalls auf die Schenkel geschlagen.
Bliebe noch die Geschichte vom Hemelinger Ortsamtsleiter Rissland. Donnerstag abend war Beiratssitzung, und als es wegen einiger Redebegehren aus dem Publikum ein wenig unübersichtlich wurde, da brach der Unflat aus ihm hervor. Das ganze Chaos ginge ihm „auf die Klötze“, krakeelte der Ortsamtsleiter. Die Volksvertreter hätten sich wahrscheinlich wieder auf die Schenkel gehauen, das Hemelinger Volk hingegen hat nur verschämt gekichert. Wenigstens was, in dieser schweren Zeit, Ihre Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen