■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Böse Image-Schädiger
Es sah alles so gut aus für die schöne Bremer Hansestadt. Der alte Zech von der Bremer Baufirma Zechbau war entschlossen, für die Bremer Polizei ins 21. Jahrtausend durchzustarten. Wer sonst im weiten Bundesgebiet hätte sich auf solch eine Mammutaufgabe für die Stadt eingelassen: Kauf des alten Polizeipräsidiums am Wall, ein sogar denkmalgeschützes Gebäude, schlecht für den geplanten City-Einkaufskomplex geeignet, und dazu noch der komplette 55 Millionen-Neubau für die Polizei in der Lettow-Vorbeck-Kaserne in der Vahr. Zum Wohle unserer Stadt. Wenn da nicht die Architektenkammer gewesen wäre und ein furchtbar unloyaler Beamter.
Brüssel klopfte nämlich höchstpersönlich auf Intervention der beiden Imageschädiger in Bremen an – und ermahnte die eifrigen Geister. Dabei wollten die doch nur, daß alles seine Ordnung und Sicherheit hat. Schließlich ist das Polizeipräsidium ein Hochsicherheitstrakt und die Bauarbeiter von Zechbau äußerst vertrauliche Gesellen. Da war es doch wohl laut Baugesetz zwingend notwendig, das eigentlich öffentlich auszuschreibende Gebäude dem Zechbau zuzuschanzen. Der Entscheidungsträger und Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) soll sich dagegen einfach nicht haben wehren können, hieß es damals. Der arme Mann. So beschloß der Senat am 16. Juli 1996 eine freihändige Vergabe durch die Finanzallzweckwaffe Hibeg. Doch Borttscheller schob die ganze Geschichte einfach nicht an. Kein Auftrag an die Hibeg und folglich kein Auftrag an Zechbau erging. Da war wohl irgendetwas schiefgegangen.
Böserweise hatte ein eifriger Beamter in der Vergabeprüfstelle des Wirtschaftssenators nur seinem reinen Gewissen vertraut und war einer Beschwerde der abtrünnigen Architektenkammer nachgegangen. Außerdem jagte Architekten-Präsident Wilfried Turk eine Beschwerde nach Brüssel. Die Bombe mußte nun letzte Woche endgültig platzen. Da hatten Brüssels Warnworte die Hansestadt erreicht: Man müsse vor den Europäischen Gerichtshof, wenn Bremen noch weiterhin auf Sicherheit mache.
Da fühlte sich der arme Innensenator ganz plötzlich von seinen Leuten betrogen. Aber macht ja nichts, dachte er sich – und mit ihm auch Perschau und Nölle: Meinungen kann man ändern. Jetzt wird halt öffentlich ausgeschrieben und auf die Sicherheit gepfiffen. Und das alles nur wegen böser Imageschädiger, findet Ihre
Rosi Roland
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