piwik no script img

■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenSparkasse – find' ich gut!

Glücklich, wer bei der Sparkasse sein Konto hat! Die Zinsen sind nicht gerade üppich, aber dafür werden von den gesparten Zinsen ja kulturelle Einrichtungen gefördert und Parkbänke gespendet.

Und wenn einmal ein Malheur passiert, dann hat man bei der Sparkasse auch nur Vorteile. Dies lernte in diesen Tagen der AStA der Hochschule für Künste zu schätzen, der zigtausende Mark an Studentenbeiträgen vermißt. Die Hochschule hatte im Dezember 1997 den Bediensteten fristlos entlassen, der die AStA-Gelder zu seinem eigenen Vorteil verwaltet hatte, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen „Unterschlagung“, Gelder in einer Höhe von 128.000 Mark soll der Mann auf von dem AStA-Sparkassenkonto bei der Sparkasse auf sein privates Sparkassen-Konto überwiesen haben. „Der AStA ist pleite“, so faßte der Kanzler der Hochschule die Lage danach knapp zusammen. Was nun?

Da zeigte die Sparkasse sich von ihrer spendablen Seite: Die Sparkasse will die volle Summe der veruntreuten Gelder ganz unbürokratisch dem AStA kurzfristig zurücküberweisen. Einen Abschlag hat der AStA diese Woche schon bekommen. Natürlich läßt die Sparkasse sich dafür die Ansprüche des AStA abtreten, aber wer weiß, ob bei dem entlassenen Sekretär etwas zu holen sein wird?

Hat die Sparkasse erst einen Blick auf den Kontostand des entlassenenen Sekretärs geworfen, um sicher zu gehen, daß sie das Geld zurückbekommt, bevor sie großzügig wurde? Keineswegs, sagt die Sparkasse, solche Fragen würden nicht überprüft, wenn über großzügige Schadensregulierungen nachgedacht würde. Aber was hat die Sparkasse so großzügig gemacht? Kann es sein, daß die Sparkasse auch in anderen Fällen, in denen jemandem Geld abhanden kommt, so großzügig einspringt?

Oder könnte es sein, daß unter den Schecks nur eine gültige Unterschrift gestanden hat anstelle der erforderlichen zwei, und daß die Sparkasse deshalb nicht ganz unschuldig an der Veruntreuung ist, weil sie ein wenig schlurig war bei den Überweisungen? Das hört man bei der Sparkasse nicht gern, dementiert es aber auch nicht richtig: „Bankgeheimnis“, kein Kommentar.

Was uns das sagt, wenn das wahr ist? Nichts ist sicherer als ein Konto bei der Sparkasse. Sie erleichtert einem auf das Großzügigste die Unterschlagungen. Und falls man auf der Opferseite bei einer Unterschlagung steht, ist das auch nicht schlimm – sie regelt alles unbüroratisch. Sparkasse – find' ich gut!

Rosi Roland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen