■ Rosi Roland: Grobis Sauftouren
Daß der ehemalige Finanzsenator Claus Grobecker (SPD) gern gut lebt, ist ja nicht erst bekannt, seitdem sein reger Briefwechsel mit Herrn Hennemann ruchbar wurde. Sie erinnern sich: Grobi hatte seinen Freund Friedrich gebeten, ihm einige Aufsichtsratspöstchen zuzuschachern, die ihm das Leben als Frührentner mit einer Aufwandsentschädigung von 6.000 Mark im Monat versüßen sollten. Tja, von nichts kommt nichts. Der Grobi hat seine Männerfreundschaften halt gepflegt. Und damit hat er früh angefangen. Ab 1985 hat er seine Kumpels jedes Jahr zu einer „Eisfahrt“ nach Helsinki eingeladen. Mit von der Partie waren unter anderem der Vulkan-Betriebsrat Kalli Schönberger, der ehemaligen Bau- und Häfensenator Konrad Kunick (der kam immer mit einem dicken Koffer, den angeblich seine Freundin gepackt hatte. Grobecker soll darüber immer gelacht und Kunick geraten haben, sich lieber einen Seesack zu kaufen), die Ex-Bundestagsabge-ordneten Peter Würtz und Ernst Waltemate sowie der ehemalige SPD-Abgeordnete und Werftpolitiker Carl-Heinz Schmurr. Lustig war die Seefahrt nach Helsinki. Die Herren gingen in die Sauna, stießen auf die gemeinsame Freundschaft an und klönten über alte Zeiten. Carl-Heinz Schmurr wankte mit seiner Video-Kamera durchs Schiff und hielt die ergreifenden Verbrüderungsszenen fürs Heimkino fest. „Das waren immer wunderschöne Schiffsreisen“, schwärmt er noch heute. Die Überfahrt nach Helsinki hätten so um die 800 Mark gekostet und wäre von jedem Passagier selbst bezahlt worden, erinnert sich Schmurr. In Helsinki angekommen, ging die Männer-Truppe ins Nobel-Restaurant „Alexander Nesky“. Die Jungs schlemmten und tranken – für 4.000 bis 5.000 Mark. Doch wer hat sie bezahlt? „Da hat sich immer ein Spender gefunden“, ist sich Schmurr sicher. Nur wer war der großzügige Spender? „Darum baucht ihr Euch keine Sorgen zu machen. Das geht alles auf Rechnung der DSR Senator Linie“, soll Grobi einmal laut im „Kaiser Friedrich“ geprahlt haben. Ein anderes Mal soll die Schlemmer-Tour aus der Kasse des Vulkans bezahlt worden sein. Ob Grobi seine Sauftouren tatsächlich über die Firmenkonten laufen ließ, wissen vermutlich nur die Buchhalter. Eins steht allerdings zweifelsfrei fest: Den lieben Friedrich hat Grobi immer eingeladen. Der hatte aber nie Zeit, er war zu beschäftigt – mit dem Vulkan, natürlich.
Ihre Rosi Roland
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