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Roonstraße: Neue Anwohnerkritik

■ Beirat und Trägerverein unter Beschuß / Antrag an die Sozialbehörde

Nach der Beiratssitzung Mitte/ Östliche Vorstadt am vergangenen Dienstag abend machte die Anwohnerin aus der Roonstraße ihrem Herzen richtig Luft: „Es ist im Grunde so, daß die Junkies auf die Bewohner losgelassen werden, und wir müssen jetzt Spießruten laufen.“

Die Auseinandersetzung um das Wohnprojekt für Drogenabhängige in der Roonstrße hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Kritik der AnwohnerInnen, die seit dem entsprechenden Beiratsbeschluß aus Dezember 1989 gegen das Haus Nummer 63 Sturm laufen, schloß nichts und niemanden aus: Der Träger des Projektes, der AK Drogen, habe „alles andere als das Wohl der Drogenabhängigen im Sinn“. Der Beirat trage gar für die beiden Toten, die in den letzten Wochen aus dem Haus getragen wurden, die „volle Verantwortung“.

Viertel-Bürgermeister Hucky Heck versuchte zu schlichten: „Das , was jetzt in der Roonstraße passiert, tut uns ein gewisses Stück leid, das haben wir so nicht gewollt.“ Doch diskutieren wollte er das Projekt nicht mehr, „weil es derzeit keine Alternativen gibt“.

Alternativen, das sollen Wohnalternativen in anderen Häusern außerhalb des Viertels und die „Outlaw“ sein, doch die AnwohnerInnen der Roonstraße glauben nichts mehr. „Gehen Sie doch weg mit ihrem Schiff, das hat uns Scherf schon versprochen,“ schnitten sie Heck das Trostwort ab.

Nach Angaben des Trägervereins wohnen derzeit 18 Drogenabhängige in der Roonstraße. Die Behörde schätzt die derzeitige Belegung auf knapp 30 Junkies. Ursprünglich sollte das Haus aber nur 12 Abhängige aufnehmen.

Um das ursprüngliche Ziel, ein Betreutes Wohnprojekt, in absehbarer Zukunft zu erreichen, hat die Behörde dem Verein ein striktes Aufnahmeverbot erteilt. Die Überzahl der Abhängigen soll auf zwei weitere Häuser verteilt werden. Die beiden neuen Häuser, um die derzeit noch verhandelt wird, werden nicht im Bereich Mitte/Östliche Vorstadt stehen. mad

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