■ Soundcheck: Ron Sexsmith
Gehört: Ron Sexsmith. Wie viele Singer/Songwriter meist amerikanischer Herkunft mußten die Bühnenbretter des Knust in den letzten Jahren tragen! Und wie oft ging man unbefriedigt nach Hause und fragte sich leicht deprimiert, ob es vielleicht das Alter ist, das es einem versagt, sich an den Darbietungen von Musikern zu freuen, die zumindest bei einigen Musikjournalisten für Ströme von Begeisterung sorgten.
Der Auftritt von Ron Sexsmith läßt einen jedoch eher über die alte Forderung eines Eignungstests für Musiker nachdenken: Warum muß man sich mit Hundertschaften vonDrittliga-Liederschreibern abgeben, wenn ein Sexsmith beweist, daß es doch auch anders geht? Der dickliche, jugendlich und leicht mürrisch wirkende Mann hat alles: Seine Lieder sind erfindungsreich und dicht, er kennt mehr als drei Ackorde und weiß mit ihnen umzugehen. Er ist ungeduldig genug, um zu häufige Wiederholungen zu vermeiden. Er singt mit vollem Gefühlseinsatz, wobei seine Stimme zwar kräftig, aber auch immer wieder brüchig klingt. Dazu fühlt er sich auf der Bühne erkennbar wohl und ist sich nicht zu schade, den Entertainer zu machen. Kongenial unterstützt wurde er von zwei exzellenten Multiinstrumentalisten, wobei vor allem der Schlagzeuger und Cellist Don Kerr das Publikum zum Staunen brachte.
Das Publikum war sich weitgehend einig, an diesem Abend einen „Großen“gesehen zu haben. Daß Ron Sexsmith allerdings jemals in angemessener Stückzahl Platten verkauft, kann man sich kaum vorstellen.
Detlef Diederichsen
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