Romantik auf Aggro: Dichten mit dem Schlagstock:
War es Caspar David Fucking Friedrich oder Friedrich Aggro Hölderlin? Scheißegal! Bei der Nachrichtenagentur AFP hatten sie jedenfalls am Dienstag ihren Osterrausch noch nicht überwunden, und so produzierten sie die schon jetzt schönste Schlagzeile des Jahres: „Aggressiver Romantiker attackiert Berliner Straßenbahn mit Schlagstock.“ Was für eine wundersame Verkettung eigentlich unvereinbarer Dinge. Man stelle sich nur einen romantischen Dichter oder Maler mit Schlagstock in der Straßenbahn vor. Obwohl der alte Hölderlin im Wahn auch nicht ohne war! Die Geschichte dahinter ist schnell erzählt, dass „ein offenbar schwer verliebter junger Mann“ einen „Wutanfall“ bekam, weil er sich von seiner Liebsten nicht ausgiebig verabschieden durfte, denn „die langwierige Abschiedszeremonie verhinderte ein Schließen der Tramtüren“. Vielleicht sollte der 17-Jährige, der das Unbewusste der menschlichen Psyche hervorkehrte und damit ein wichtiges Merkmal der Romantik verkörperte, den Schlagstock gegen die Feder oder den Pinsel eintauschen, dann könnte noch etwas ganz Großes aus ihm werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen