■ Kommentar: Rollback der Chauvis
KOMMENTAR
Rollback der Chauvis
Es ist schon bedrückend, was die Frauen im Hamburger Sportbund alles schlucken müssen. Da verzeiht der Präsident nach Gutsherrenart die öffentliche Kritik an seiner Person. Die Vorsitzende des Frauenausschusses kann von Glück reden, daß nicht sie an Stelle des Friedel Gütt den Hut nehmen mußte. Die HSB-Frauen feierten die Wiederwahl der Renate Buchholz als Erfolg. Hatte sie doch zuvor gefordert, daß die HSB-Männer ein Stück Macht abgeben und den Frauen nicht länger in alles hineinreden sollten. Um diese Freude zu teilen, muß frau wohl erst lernen, in anderen Dimensionen zu denken. Immerhin ist der HSB mit knapp einer halben Million Mitglieder der größte Dachverband Hamburgs. Wenn der Konflikt um die Frauensportwoche dafür sorgt, daß die Frauenfrage mit 15jähriger Verspätung auch an den Stammtischen der Eckkneipen diskutiert wird, wäre das nicht schlecht. Auch nicht, wenn die unverfrorenen Äußerungen des Herrn Gütt, Mädchen wären so erzogen, daß sie mit sexueller Anmache besser umgehen könnten, dazu führen würden, daß eben dies in Hamburgs Sportverbänden zum Thema gemacht wird. Aber nach der jüngsten Mitgliederversammlung drängt sich der Eindruck auf, daß die Affäre Gütt eher zu einem kraftvollen Rollback der Verbands-Chauvis geführt hat. Die öffentliche Kritik hat die Herren nur geeint. Der öffentliche Druck auf Friedel Gütt, von ihm selbst nach Bekanntgabe der Wiederwahl bitterweinerlich beklagt, war nicht stark genug, hat nicht einen klitzekleinen Denkprozeß in Gang gesetzt. Da kann man eigentlich nur noch auf einen Generationswechsel hoffen.
Kaija Kutter
Siehe auch Seite 4 und 22
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