Rohstoffe im Kongo: Wer profitiert vom „Terril“?

Wenn eine Mine Streit statt Kobalt produziert: Ein Rechtsstreit hat eine der wichtigsten Kobaltminen des Kongo lahmgelegt.

Hände sortieren Steine

Kobaltgewinnung im Kongo Foto: dpa

BERLIN taz | Es ist eines der markantesten Wahrzeichen von Kongos Bergbaurevier Katanga, dem einträglichsten Kupfer- und Kobaltbergbaugebiet der Welt: der sogenannte Terril de Lubumbashi, ein riesiger schwarzer Berg am Rande der mehrere Millionen Einwohner zählenden Provinzhauptstadt von Katanga.

Eigentlich ist der „Terril“ eine gigantische Abraumhalde mit den Überbleibseln des belgischen kolonialen Kupferbergbaus seit 1924. Aber seit immer neue wertvolle Erze aus dem Kongo weltweite Abnehmer finden, wird dieser Müllhaufen immer neu umgegraben, denn er enthält immer noch weit mehr Wertstoffe als die meisten Bergwerke.

Aktuell geht es um Kobalt, wichtig für die Elektronikindustrie. Die Demokratische Republik Kongo produziert 60 Prozent des Kobalts der Welt, davon fast ein Zehntel aus dem riesigen Schutthaufen von Lubumbashi. Seit dem Jahr 2001 hält die Firma Groupment du Terril de Lubumbashi (GTL), ein Joint Venture aus Kongos staatlicher Kupferbergbaufirma Gécamines und der Unternehmensgruppe von Katangas reichstem Privat­unternehmer George Forrest, die Rechte auf Ausbeutung dieser Abraumhalde. Der Vertrag dafür gibt GTL das Recht auf die Förderung von 5.000 Tonnen Kobalt pro Jahr, und 2013 wurde das erweitert, um die noch verbleibenden Mengen ausbeuten zu dürfen.

Doch Ende März dieses Jahres behauptete Gécamines, GTL habe sein Förderlimit überschritten, und blockierte die Lieferung von Brennstoff zu den Hochöfen, in denen das Kobalt extrahiert wird. Damals hatte GTL noch Lagerbestände für drei Monate und Brennstoffe für einige mehr. Inzwischen ist alles aufgebraucht. Die Anlagen liegen still, von den 350 Angestellten sind nur noch die 70 Wachleute im Dienst.

Kongo steht in der Schuld der Südafrikaner

Das Kobalt, das pro Tonne über 60.000 US-Dollar wert ist, wird weder gefördert noch exportiert. Und ist der Hochofen einmal aus, kann man ihn nicht einfach wieder anfachen, warnen Experten. Derweil streitet sich George Forrest mit Kongos Staat um die Rechtmäßigkeit der Blockade; diese Woche ist ein neuer Gerichtstermin in Belgien anhängig.

Gécamines ist eine traditionelle Schwarzkasse des kongolesischen Staates. Direktor Albert Yuma ist ein persönlicher Freund des Staatspräsidenten Joseph Kabila, die Einnahmen des Staatskonzerns versickern meist spurlos. Eigentlich war das Kobalt von Lubumbashi für Gécamines seit Jahrzehnten eine sichere Einnahmequelle.

Denn den Verträgen zufolge kauft erst GTL Gécamines das Kobalt ab, für aktuell 65 Millionen US-Dollar im Jahr – und wenn es dann das Kobalt selbst auf den Weltmärkten verkauft, seit 2015 an den Weltmarkt­führer Glencore, erhält Gécamines noch einmal 30 Prozent des Profite. Insgesamt hat Kongos wichtigste Staatsfirma daran seit 2001 nach kongo­lesischen Berichten 1 Milliarde US-Dollar verdient.

Wieso verzichtet Kongos Regierung, die sich am Rande des Staatsbankrotts befindet, jetzt auf den lukrativsten Schutt­haufen der Welt? Ein Grund könnte sein, dass George Forrest dem ins Exil getriebenen und zur Opposition gewechselten ehemaligen Gouverneur von Katanga, Moise Katumbi, nahesteht und die Regierung von Kongos Präsident Joseph Kabila jeden kaltzustellen versucht, der in Katumbis Umfeld verortet wird. Ein weiterer Grund: Géca­mines hat den „Terril de Lubumbashi“ einem neuen Investor versprochen – einer völlig unbekannten südafrikanischen Bergbaufirma namens Shamrock.

Angeblich hat sie im Oktober 2015 die Förderrechte für Lubumbashi für 400 Millionen US-Dollar gekauft, von denen mindestens 45 Millionen Dollar sofort gezahlt wurden. Kongo steht also in der Schuld der Südafrikaner. Die Kobaltmärkte haben das Nachsehen.

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