: Rockus Rollus: „Sünder ohne Zügel“
Mittelalterliches Liedgut, unterlegt mit treibendem Schlagzeug und fetten Gitarren: „In Extremo“ im Pier 2
Es gibt Zeitgenossen, die behaupten, die Sprache des Rock’n’Roll sei Englisch. Latein hingegen wird gemeinhin eher mit drögen Schulstunden assoziiert.
Doch es geht auch anders: Wenn „In Extremo“ ihre selbstgebauten Dudelsäcke an die Lippen setzen und – umringt von züngelnden Flammen – lateinische Hits wie „Totus Floreo“ intonieren. Auch vor altschwedischen oder altfranzösischen Texten schrecken die Musiker, die klangvolle Namen wie Yellow Pfeiffer oder Flex der Biegsame tragen, nicht zurück. „Vom musikalischen Standpunkt her sind die verschiedenen Sprachen reizvoll, weil jede sich anders anfühlt“, erklärt der breitschultrige Dr. Pymonte. Und ergänzt: „Es ist einfach schön, alten Sprachen durch unsere Arbeit neues Leben einzuhauchen.“
So unterlegt das Septett mittelalterliches Liedgut, Texte von François Villon oder Ludwig Uhland mit treibendem Schlagzeug und fetten Gitarren. Schalmeien und Handharfen lockern das Klangbild zwar reizvoll auf, statt rückwärts gewandter Folklore bieten Alben wie „Verehrt und Angespien“ oder die jüngste Veröffentlichung „Sünder ohne Zügel“ aber eine partytaugliche Mischung von mittelalterlichen Elementen und Klängen, die ihre Wurzeln im Metal- und Punkbereich haben. Wenn die fantasievoll kostümierten Spielleute des 21. Jahrhunderts am zweiten Weihnachtsfeiertag [für unsere heidnischen LeserInnen: der 26. Dezember] die Bühne des Bremer Pier 2 entern, erwartet die BesucherInnen also ein schweißtreibendes Rockkonzert. Vielleicht singen „In Extremo“ ja sogar ein wenig Englisch, schließlich haben sie mal „This Corrosion“ von den Sisters of Mercy gecovert. Christoph Kutzer
Am 26. Dezember um 20 Uhr im Pier 2 (Gröpelinger Fährweg)
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