berliner szenen: Rock hat kein Gestern
Jugend!!
Es kommt der Tag, und das soll nicht geunkt klingen, an dem erkennt man das Älterwerden an der Umgebung. Vorgestern im Sage Club zum Beispiel. Da gehen Menschen ein und aus, die einen gestern noch siezend nach der Uhrzeit fragten und grüne Minna tranken. Aber egal, vorgestern war immerhin die Moderatorin der „Marabu Glam Rock Night“, Jerome Castell, eines dieser großen, großen Mädchen mit den tiefen Stimmen, über das Grüne-Minna-Alter hinaus. Nicht so De La Mad Menaz, die erste Band. Niedliche Jungs, die wie Rage Against The Machine mit außergewöhnlichem Dialekt (Rrrrikitiki sagte ein Bekannter dazu) klingen und so brav sind, dass sie die Polizeirazzia selbst inszenieren mussten. Die verkleideten Polizistenjungs hopsten nach einer gebührenden Megafon-„Lösen Sie sofort diese Veranstaltung auf!“-Phase begeistert mit den anderen Gästen herum.
Weil die Kids zwar alright sind, aber früh ins Bett mussten, blieben beim Haupact Mr. Ed Jumps The Gun größtenteils Erwachsene übrig. Auf der Bühne auch. „Wir sind die Rocker über 30“, nannte das der Mr.-Ed-Sänger MCO. Dazu konnte man zauberhafterweise dem ehemaligen Jingo-De-Lunch-Gitarristen dabei zuschauen, dass er überhaupt nichts verlernt hat. Immerhin hatte man ihn eine Weile nicht gesehen, jedenfalls, wenn man ihn mit Extrabreit verpasst hat, was ja durchaus möglich ist. Ohnehin, wenn ich Jingo-De-Lunch-Gitarrist wäre, würde ich eine Bombe auf die Guano Apes schmeißen. Aber manche Menschen sind eben nicht missgünstig und neidisch. Ansonsten waren Mr. Ed so hiphop-rockig wie gaanz, gaanz früher, was fast an den schon erwähnten Anlass „Glam Rock“ erinnern könnte, aber eher an die gaanz, gaanz frühen Beastie Boys live erinnert. Auch gut. Somit fühlt man sich bei einem solchen Abend jung wie damals. Was zwar nicht nötig, aber trotzdem nicht unangenehm sein muss. JZ
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