: Robin Wood und Töpfer in Aktion
■ Umweltschützer blockierten die Wismut AG/ Umweltminister besichtigte das Krisengebiet
Berlin (dpa) — Der Umweltorganisation Robin Wood ist nach eigenen Angaben der Beweis gelungen, daß auf dem Uran-Abbaugebiet der Wismut AG entgegen allen Beteuerungen nach wie vor hochgiftiger Sondermüll deponiert werden könne. Ein Lastwagen von Robin Wood habe am Donnerstag morgen vom Aufsichtspersonal die Genehmigung erhalten, das Tor zur Abfalldeponie Lichtenberg zu passieren. Das Fahrzeug hätte deutlich erkennbar Mülltonnen geladen, die die Kennzeichnung „gefährliche und giftige Stoffe“ trugen.
Unmittelbar danach begann die Umweltschutzorganisation die Deponie mit Hilfe von zwei weiteren Lkws zu blockieren. Gut 20 Mitglieder von Robin Wood hielten gestern das Unternehmen besetzt. Von den Deponiebeauftragten des Bergbaubetriebes Schmirchau, einer Tochter der SDAG Wismut, habe Robin Wood erfahren, daß auf dem Gelände nach wie vor Müll deponiert werde.
Die Organisation forderte Umweltminister Töpfer erneut auf, ein Sanierungskonzept für das Gebiet und ein Hilfsprogramm für die Region zu erstellen. Die Krankenakten der ehemaligen 400.000 Beschäftigten, die bei dem Uran-Abbau gesundheitlich geschädigt wurden, müßten von unabhängigen Sachverständigen ausgewertet werden.
Die Aktion von Robin Wood lief parallel zum Besuch von Töpfer, der sich am Donnerstag über die Folgen des Uran-Abbaus durch die Wismut AG informierte. Als erstes besuchte er am Morgen den Aufbereitungsbetrieb Seelingstädt.
Die bis zur Wende in der DDR der strikten Geheimhaltung unterliegenden Umweltbelastungen in dieser Gegend nahe der tschechoslowakischen Grenze waren in den vergangenen Monaten von zahlreichen Umweltgruppen heftig kritisiert worden. Vor allem die Strahlungsverhältnisse sowie die Verwehung radonhaltigen Staubs von Absestanlagen und Halden hatten zu Forderungen nach Sofortmaßnahmen geführt. Das Unternehmen veranschlagt die Kosten für die Sanierung auf rund eineinhalb Milliarden Mark.
Töpfer sicherte der Bevölkerung bei seinem Besuch die Hilfe der Bundesregierung zu. Dringlich sei es, mit einem exakten und umfassenden Meßprogramm ein Kataster der vorhandenen Belastungen aufzustellen. Der Landschaft seien schwere Wunden geschlagen worden, die nun zu heilen seien. Dabei gelte es auch, das negative Image der Region abzubauen, damit potentielle Investoren gewonnen werden könnten.
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