■ Das Portrait
: Roberto Rink

Für seine politischen Widersacher ist er ein Hasardeur, für seine Anhänger ein Hoffnungsträger. Der 33jährige Roberto Rink, der am letzten Samstag in Leipzig zum neuen Parteivorsitzenden der DSU gewählt wurde, ist der Hauptbetreiber einer Ausdehnung der Partei nach Westdeutschland. „Ich habe die Verarschung der CDU und CSU satt“, sagte er auf dem Parteitag. Er setzt auf die Eigenständigkeit und das Selbstbewußtsein der Partei: „Schließlich sind wir keine Stellvertreter-Charaktere.“ Der Kandidat mußte sich aus den eigenen Reihen jedoch die Frage gefallen lassen, ob er es sich denn zutraue, mit Kanzler Helmut Kohl Koalitionsverhandlungen zu führen. Doch in diese Verlegenheit wird Rink wohl kaum kommen.

Reden halten und Gelassenheit zählen nicht zu Rinks Stärken. Das räumt er selbst ein. Einer seiner Anhänger bezeichnete ihn als „ungeschliffenen Diamanten“ und lobte ihn als „anständig, sauber und berechenbar“. Das Urteil seines Amtsvorgängers Reinhard Keller fiel weniger schmeichelhaft aus. Er nannte ihn einen „Chaoten“, dem das „geistige Potential“ für diesen Posten fehle.

hier Foto Nr. 2

Foto: Thomas Härtlich/

Transit

Der Bauernsohn aus dem Vogtland ist gelernter Kfz- Schlosser und Diplom-Ingenieur. Sein Vater starb mit 46 Jahren an den gesundheitlichen Folgen der Haft während des SED-Regimes. Damals habe er sich überlegt, so Rink, ob er in den Westen flüchten solle, aber „die Familie, den Bauernhof und den Fußballklub“ habe er nicht zurücklassen können. Während der Wende organisierte Rink die erste Demonstration im Vogtland gegen die Honecker-Riege, später war er „bei jeder Leipziger Montagsdemo dabei“. Der Straußfan gehörte zu den Gründern einer CSU in Sachsen, ließ sich dann aber auf einen Handel mit der Münchner Parteizentrale ein und schloß sich der ostdeutschen Schwesterpartei DSU an. 1990 zog er ins Auerbacher Stadtparlament ein, wurde Kreis- und Regionalvorsitzender und schließlich 1991 Landesvorsitzender der DSU Sachsen. „National und ökologisch“ lautet Rinks politisches Credo.

Als Gegner der Maastrichter Verträge will er „den Ausverkauf Deutschlands stoppen“. Mit Stammtischparolen geht er auf Stimmenfang: „Wir können nicht 800.000 Asylanten aufnehmen, wir müssen 800.000 Arbeitsplätze schaffen.“ win