piwik no script img

Archiv-Artikel

Ritterkreuzträger von Hitlers Orden

EWIGGESTRIGE In Hannover treffen sich hochdekorierte Wehrmachtssoldaten, um das rechte Geschichtsbild zu pflegen. Grüne: Der Verein relativiert die deutsche Kriegsschuld. Die Presse ist unerwünscht

HAMBURG taz | Sie waren die Elite im Dritten Reich. Am Samstag richtet die „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger e. V.“ (OdR) in Hannover-Laatzen ihre Jahreshauptveranstaltung aus. Bereits am Donnerstag hat das Treffen der hochdekorierten Wehrmachtssoldaten mit dem von Adolf Hitler eingeführten Orden in einem Tagungshotel begonnen. „Wir sind kein Verein von Altnazis und Rechtsextremen“, sagt Regine Halm, Medienverantwortliche der OdR.

Auf dem 57. Bundestreffen des gemeinnützigen Vereins ist die Presse unerwünscht. Zunächst hatte Halm eine Einladung ausgesprochen und erklärt: „Das Treffen ist nicht politisch, da kommen bloß ein paar alte Kameraden zusammen, die sich freuen, überlebt zu haben.“ Einen Tag später widerruft sie mit Verweis auf ihren Anwalt.

Seit 1955 besteht der Verein, der bundesweit Sektionen unterhält. Im Zweiten Weltkrieg verlieh Adolf Hitler das „Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ über 8.000-mal an Wehrmachts- und Waffen-SS-Angehörige. Zum Jahrestreffen 2010 in Kirchheim waren an die 200 Gäste gekommen. Nicht bloß alte Herren. Auch ohne die Auszeichnung kann der OdR beigetreten werden.

Den Vorsitz der OdR hat Günter Halm aus Bad Münder inne, der Ehemann von Regine Halm. Um das rechte Geschichtsbewusstsein sorgt sich der Verein immer wieder. „Es ist zu befürchten, dass auf dieser Zusammenkunft die deutsche Kriegsschuld relativiert und die Legende von der ‚sauberen Wehrmacht‘ hochgehalten werden soll“, sagt Helge Limburg, grüner Landtagsabgeordneter aus Niedersachsen.

Als Festredner, schwärmt Günter Halm im Mitteilungsblatt der OdR, habe General a.D. Reinhard Uhle-Wettler gewonnen werden können, der „in guter Erinnerung“ sei. Sein Thema: „Armee im Fegefeuer“. Der Brigadegeneral a. D. referierte schon bei der „Gesellschaft für freie Publizistik“, die der Verfassungsschutz als „größte rechtsextreme Kulturvereinigung“ einstuft. Er publizierte eine Festschrift für den Holocaust-Leugner David Irving, beklagt die Geschichtsschreibung durch die Siegermächte und das Fehlen einer „amtlichen Dokumentation über den Massenmord an den Juden“.

Günter Halm lamentierte auf dem Vorjahrestreffen über die „Hassreden auf die Vergangenheit“. In Ausgabe 4/2010 heißt es: „Die schmähliche Behandlung der ehemaligen Soldaten der Waffen-SS nach dem Krieg ist weder vom moralischen noch vom juristischen Gesichtspunkt zu rechtfertigen.“ ANDREAS SPEIT