piwik no script img

Rinder mit Bauchweh

■ Neue Zeiten in Botswana: Siegreicher Präsident holt Opposition in Regierung

Johannesburg (taz) – Seit 28 Jahren versuchte es Botswanas oppositionelle „Botswana National Front“ (BNF) bei jeder Wahl. Immer gewann sie Stimmen dazu – und erhielt weniger Parlamentssitze. Auch bei den Wahlen am letzten Wochenende siegte die regierenden Demokratische Partei unter Präsident Ketumile Masire – aber die Opposition holte diesmal mit 10 von 40 Sitzen dreimal mehr als bisher.

Botswanas herrschende Rinderbürokratie brauchte sich angesichts hervorragender Wirtschaftsdaten eigentlich keine Sorgen um die Zukunft zu machen. Denn die EG garantiert Botswana auch weiter Absatzpreise für Rindfleisch, die 30 Prozent über dem Weltmarktniveau liegen. Die jährlichen Diamantenausfuhren liegen bei etwa 700 Millionen Mark. Aber vom Reichtum des Landes kommt unten nichts an. 40 Prozent der Stadtbewohner und 55 Prozent der Landbewohner leben in absoluter Armut. Die San-Nomaden am Rande der Kalaharisteppe, die einen großen Teil von Botswana einnimmt, werden systematisch vertrieben – um Raum für Rinderherden zu machen. Das einzigartige Okavango-Delta droht auszutrocknen, weil das Wasser für Rinder und Diamantenindustrie gebraucht wird.

So erklärt sich beispielsweise, warum jetzt alle vier Wahlkreise der Hauptstadt Gaborone an die Opposition fielen. Präsident Masire scheint klug genug, möglichen Konflikten die Spitze nehmen zu wollen: Nach der Verkündung seines Wahlsiegs regte er gleich eine „Regierung der Nationalen Einheit“ an, in der auch die Opposition eingeschlossen werden soll. Die Rinderbarone haben erkannt, daß sie ihren Ruf als afrikanisches Musterland aufs Spiel setzen, wenn sie Botswana weiter als De-facto- Einparteienstaat verwalten. ger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen