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Riesige Quelle vor AtlantikküsteEuphorie in Brasilien über Öl-Fund

Vor der Atlantikküste Brasiliens ist in etwa 5000 Meter Tiefe ein gigantisches Ölfeld entdeckt worden. Es soll die drittgrößte Quelle der Welt sein.

Ölplattform vor der brasilianischen Atlantikküste Bild: dpa

RIO DE JANEIRO dpa Brasilien hat vor seiner Atlantikküste eines der größten Ölfelder der Welt entdeckt. Es könne sich um die drittgrößte Quelle der Erde handeln, sagte der leitende Direktor der Nationalen Erdöl-Agentur (ANP) des südamerikanischen Landes, Haroldo Lima am Montag in Rio de Janeiro. Das Feld "Carioca" im Becken Santos habe geschätzte Reserven von 33 Milliarden Barrel (je 159 Liter). Diese Informationen seien noch "inoffiziell", stammten aber von der staatlichen Ölgesellschaft Petrobras, versicherte er.

Lima meinte, es handele sich wohl um die "größte Entdeckung der Welt (im Ölsektor) der vergangenen 30 Jahre". Energieminister Edison Lobão meinte jedoch unterdessen, man müsse die offizielle Bekanntgabe abwarten. Die Aktien von Petrobras schossen am Montag an der Börse von São Paulo um 7,67 Prozent in die Höhe.

"Carioca" befindet sich den Angaben zufolge vor der Küste des Bundesstaates Rio de Janeiro in etwa 5000 Meter Tiefe unter Wasser und einer dicken Salzschicht. Es gehört zu 45 Prozent Petrobras, zu 30 Prozent British Gas und zu 25 Prozent der spanischen Repsol. In einem Kommuniqué teilte Petrobras mit, die genaue Größe des Feldes werde erst nach weiteren Studien in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden können. Petrobras-Techniker betonten, man könne noch nicht sagen, ob die Förderung rentabel sein würde.

Erst im November hatte Brasilien die Entdeckung des riesigen Ölfeldes "Tupi" bekanntgegeben. Es liegt 250 Kilometer vor der Küste des Bundesstaates São Paulo ebenfalls in sehr tiefem Wasser, gehört zu 65 Prozent Petrobras und birgt Vorkommen von fünf bis acht Milliarden Barrel sowie Erdgas. Die Produktion kann dort allerdings nach Expertenschätzung frühestens in vier oder fünf Jahren beginnen.

Zurzeit fördert Petrobras 1,9 Millionen Barrel Öl am Tag. Die geschätzten Reserven des Unternehmens liegen bei 13 Milliarden Barrel. Damit liegt Brasilien weltweit auf Rang 17 der Länder mit den größten bestätigten Ölreserven.

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3 Kommentare

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  • K
    Ked

    Davon abgesehen, dass die Verwendung des Öls und seiner Derivate und deren Verkaufsgewinne den Millionen Armen in Brasilien nur wenig zugute kommen werden, wird der Fund gerade jetzt [in 50 Jahren wäre sicher besser gewesen] Öl in falsche Feuer gießen, nämlich die der Klimaaufheizungs- verharmloser. Neben der Verschärfung der Armut durch die gegenwärtige Klimaveränderung bei faktischer Realität [zu wenig nötige "Anpassung" gerade in den ärmsten am negativsten betroffenen Regionen], ist Erdöl viel zu schade zum Verbrennen, weil viele spezielle chemische Anwendungen mit anderen Stoffen sehr sehr viel schwieriger sind - z.B. mit künstlich aus pflanzlichen Ölen hergestellten Substanzen.

    Auch deshalb - neben vielen anderen Gründen - werden viele Menschen in einigen Jahrhunderten unsere heutige 'Zivilisationsform' verfluchen

    -- die Wale tun das schon heute, speziell wegen des unterseeischen Lärms von Ölplattformen und riesigen Motorschiffen, und z.B. wegen des Mikro-Plastikmülls in den Ozeanen.

  • K
    kallisti

    interessant ist auch, dass die ölfelder der petrobras etc. pp. "gehören". immer wieder schön und erhebend, dass vom kapitalismus als ubiquitäten wahrgenommene bestandteile der natur - gene, rohstoffe, prinzipe - in besitz genommen werden, als ob das bloße faktum des findens oder ausbeuten-könnens ein derartiges recht einräumen würde. dahinter steht eine völlig widerwärtige und abstoßende sicht- und seinsweise, die sich leider in den meisten gehirnen der "bestimmer" und auch der "bestimmten" eingenistet hat. neulich sagte mal jemand dazu: "ich, immer, alles, sofort". mehr worte brauch es nicht.

    was würden wohl petrobras, nike & co sagen, wenn ich an die nächste tanke oder den nächsten schuhladen vorfahre und mir dort einfach so benzin und sneakers mitnehme - weil es so viel davon gibt und weil ich (theoretisch) in der lage bin, dies logistisch-organisatorisch zu bewerkstelligen? was hier als diebstahl bewertet und geahndet werden würde, nennt sich im makro-fall "hoheitsrechte", "eigentum" oder "patent"...

    schöne neue welt.

    please reboot.

  • M
    Manfred

    Dann wird Schorsch Dabbeljuh Brasilien wohl demnächst zum Schurkenstaat erklären und Beweise für Massenvernichtungswaffen behaupten.