: „Richtig abisolieren!“
■ Baden mit Aids-Kranken: Die taz befragte Badende im Prinzenbad in Kreuzberg
taz: Die Berliner Aids-Hilfe möchte einmal die Woche einen Badetag für Aids-Kranke in einem Berliner Schwimmbad. Wenn das in dem von Ihnen besuchten Schwimmbad stattfinden würde, hätten Sie dann Angst, sich mit Aids zu infizieren?
Freischaffender Künstler, 41 Jahre: Quatsch, ich hätte keine Angst; Fußpilz hole ich mir auch jederzeit hier und gehe trotzdem hin. Ich könnte mir aber vorstellen, daß das den Volkszorn hervorruft.
Hausfrau, 32 Jahre: Da bin ich zu wenig informiert, ob das ein Risiko wäre. Ich würde meinen Arzt fragen, ob da ein Risiko besteht. Aber andererseits könnte das ja gar nicht gemacht werden, wenn's da ein Risiko gäbe.
Rentner, 65 Jahre: Wenn es richtig abisoliert ist, macht mir das nichts. Also zwischen den verschiedenen Badegruppen müßten Wasserkontrollen sein. Am besten wäre, sie hätten ein Bad für sich selber. Insgesamt sollte es mehr Aufklärung geben.
Krankenschwester, 25 Jahre: Macht mir nichts aus. Ich arbeite im Krankenhaus, wo wir auch mit Aids-Patienten zu tun haben. Das sind normale Menschen, die haben auch ein Anrecht schwimmen zu gehen. Wenn man das allerdings als „Aids-Badetag“ publik machen würde, würde es losgehen. Die Menschen sind noch zu unaufgeklärt.
Verkäuferin, 54 Jahre: Nee, ick hab keene Angst. Ick denke, das Virus verliert seine Ansteckungskraft nach ein paar Minuten im Wasser.
Frührentner, 64 Jahre: Wenn sie mitten in der Menge baden würden, ekelt sich ja mancher Mensch. Gut wäre, sie könnten in kleinen oder Privatbädern einen Badetag bekommen. Heute müßte man doch schon aufgeklärt sein und über Aids Bescheid wissen.
Studentin, 26 Jahre: Erstmal müßte ich mich informieren, ob das eine Gefahr ist. Prinzipiell habe ich nichts dagegen. Die Aids-Hilfe wird das wohl gut genug überlegt haben, daß es für andere Leute keine Gefahr ist.
Hausfrau mit Familie, 35 Jahre: Aus bestimmten Gründen haben wir keine Angst. Wir sind eine Familie wiedergeborener Christen, die an Jesus glauben und daran, daß Gott uns vor Ansteckung bewahrt. Mich würde das nicht stören. Aids-Kranke sind keine Aussätzigen. Sie haben das gleiche Recht wie alle anderen, an bestimmten Dingen teilzunehmen.
Stadtplaner, 28 Jahre: Ich habe noch keine leibhaftigen Kranken gesehen. Wenn ich das wüßte oder sehe, weiß ich nicht. Aber so würde mich das nicht stören.
Kind, 7 Jahre: Ich hätte schon Angst, daß ich Aids kriege. Sind die noch im Wasser? Seine Oma, kaufmännische Angestellte, 59 Jahre: Ich weiß nicht, wie das ist mit der Ansteckung durch das Wasser. Wenn ich jetzt auch 'ne offene Wunde hätte? Ich wäre dafür, daß man zuerst die Gesunden baden ließe und dann am Nachmittag die Kranken. Nachts könnte dann das Wasser umgewälzt werden.
bel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen