Richard Rother über die Verzögerung beim Fehmarnbelt-Tunnel: Die Ostsee braucht Ruhe
So viel Verständnis für Umweltschützer hatte ein Verkehrsminister selten. Er respektiere die Verhältnisse in Deutschland, wo jeder Stein umgedreht und jeder Grashalm begutachtet werde, meinte der dänische Verkehrsminister Ole Birk Olesen. Und machte damit gute Miene zum aus seiner Sicht bösen Stil. Denn der Bau des Fehmarnbelt-Tunnels, den Dänemark unbedingt will, verzögert sich wegen zahlreicher Einwendungen von Umweltschützern weiter. Leider gilt aber wohl: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Denn natürlich greift der Bau der festen Querung des Fehmarnbelts gravierend in das empfindliche Ökosystem der Ostsee ein. Der Tunnel wird, wenn er dereinst fertig ist, der längste und tiefste kombinierte Eisenbahn- und Straßentunnel der Welt werden. Das Bauwerk bringt auch an Land Einschnitte, denn er wird zusätzlichen Verkehr in die Region ziehen.
Schließlich ersetzt der Tunnel die bisherige Fährverbindung. Das bedeutet: Die Laster, die bislang auf Schiffe rollen mussten, fahren nun einfach durch. Dieser Zeitvorteil könnte so attraktiv sein, dass die Ausweichrouten, etwa die Fährverbindung von Rostock nach Gedser, an Bedeutung verlieren können. Für Hamburg und Schleswig-Holstein bedeutet das: noch mehr Verkehr, noch mehr Stau, noch mehr Lärm, noch mehr Abgase.
Aus deutscher Sicht bringt das Projekt kaum Vorteile, aber viele Nachteile – vor allem die hohen Kosten der Hinterlandanbindung des Tunnels. Einziger Lichtblick: Sämtliche Kosten für Bau und Betrieb des Tunnels übernimmt Dänemark. Das zeigt, wie wichtig den Skandinaviern eine schnellere Anbindung des Großraums Kopenhagen Richtung Hamburg und Westeuropa ist.
Begrüßenswert wäre, wenn die jetzigen Verzögerungen im Planfeststellungsverfahren dazu genutzt würden, auf beiden Seiten des Belts noch einmal gründlich über diesen gigantischen Bau nachzudenken: Muss das alles wirklich sein?
Wirtschaft
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