Rettungsschiff „Alan Kurdi“: Italien schickt Nahrung an Bord
Die „Alan Kurdi“ hat 149 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Bisher darf sie in keinen Hafen einlaufen. Die Bundesregierung sucht nach einer Lösung.
REGENSBURG/BERLIN/ROM epd/dpa | Das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ mit 149 Flüchtlingen an Bord ist weiterhin auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Die Lage an Bord des Schiffes auf dem Mittelmeer habe sich leicht entspannt, nachdem die italienische Rettungsleitstelle eine Unterstützung mit Lebensmitteln zugesagt habe.
Die Lieferung von Reis, Couscous, Müsliriegeln und Kartoffeln sei am Samstagvormittag von einem Küstenschiff überbracht worden, sagte „Sea Eye“-Sprecher Gorden Isler. Eine Beherbergung so vieler Menschen an Bord bleibe aber weiterhin problematisch. Die Kapitänin Bärbel Beuse hatte bei der Rettungsleitstelle auch wegen Medikamenten und Treibstoff für das Schiff angefragt.
Eine politische Lösung zeichne sich indessen immer noch nicht ab, sagte Isler von der Regensburger Organisation „Sea Eye“. Der Sprecher mahnte, dass momentan erneut viele Geflüchtete in der libyschen und maltesischen Such- und Rettungszone mit Booten unterwegs seien. Befürchtet werde, dass angesichts der Corona-Pandemie niemand bereit sei, den Menschen zu helfen. Laut eigenen Angaben erreicht die „Alan Kurdi“ am Samstagabend den Nordwesten von Sizilien.
Die „Alan Kurdi“ hatte am Montag 150 Flüchtlinge vor der libyschen Küste an Bord genommen. Die Menschen saßen den Angaben zufolge ohne Rettungswesten in zwei überfüllten Holzbooten. Eine Person wurde inzwischen wegen psychischer Probleme evakuiert.
Angesichts dieser Notlage hatte die Bundesregierung die EU-Kommission um „koordinierende Unterstützung“ gebeten. Es gehe um die Frage, wo die Flüchtlinge an Land gehen könnten, sagte ein Regierungssprecher am Freitag. Italien und Malta hätten schon frühzeitig private Seenotrettungsorganisationen gewarnt, dass ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe wegen der Corona-Krise geschlossen seien.
Das Bundesinnenministerium betonte in Berlin, die Bundesregierung prüfe alternative Orte, an denen die Menschen eventuell an Land gehen könnten und stehe dazu in Kontakt mit verschiedenen europäischen Partnern. Ländernamen wurden nicht genannt. Deutschland sei bereit, einen „konstruktiven Beitrag“ zu leisten, betonte ein Sprecher. Die Regierung in Rom sieht allein Deutschland in der Pflicht.
Leser*innenkommentare
JM83
"Der Sprecher mahnte, dass momentan erneut viele Geflüchtete in der libyschen und maltesischen Such- und Rettungszonemit Booten unterwegs seien"...
Dann wird es Zeit, in den Medien zu verkünden, dass die EU derzeit niemanden aufnehmen wird. Dann werden sich auch weniger Menschen in Richtung EU aufmachen. Außerdem wird es sich im Wesentlichen um Armutsmigrantinnen und -migranten handeln, die keinen Anspruch auf Asyl haben. Wenn die Alan Kurdi die Situation auf Malta und Italien kennt und die Hinweise dieser Länder ignoriert, bringen sie zusätzlich Menschen in Gefahr.
Eulenspiegel
@JM83 “Alle Leben müssen gerettet werden, an Land wie auf See!”
"Es ist skandalös, wie die Corona-Krise von diversen europäischen Staaten genutzt wird, um noch vehementer grundlegende Menschenrechte zu missachten. Italien erklärte bereits vergangene Woche seine Häfen als unsicher, um keine geretteten Menschen aufnehmen zu müssen; das deutsche Innenministerium appelliert an die zivilen Seenotrettungsorganisationen, ihre Arbeit einzustellen und “vernünftigerweise“ lieber Menschen ertrinken zu lassen. "
von Sea Watch Newsletter am 12.04
Dann ist es Zeit, noch mehr für Sea Watch zu spenden
sea-watch.org/spenden/
Kommentar gekürzt, bitte sachlich bleiben. Danke, die Moderation
ophorus
@JM83 Haben Sie was gegen arme Leute, die eine Zukunft suchen? Dann sollten Sie sich nachträglich von den Millionen Deutschen distanzieren, die von Bremen in die USA und Australien geflohen sind. Einfach so- obwohl D grade im Wiederaufbau nach dem Kriege war.
JM83
@ophorus Mit diesem Argument könnten 1.000.000.000 Menschen vor den Toren Europas stehen? Wollen Sie den allen eine Zukunft bieten? Wer bietet den armen Spaniern, Franzosen und Dänen eine Zukunft. Ihr Plan ist moralisch gesehen aller Ehren wert, aber eben unrealistisch.
vergessene Liebe
@JM83 Tja..humane Praxis tut sich schwer in dieser Corona Zeit... obwohl es sich `formell´(!) um aus Seenot geretteten Flüchtlingen dreht...
die "ALAN KURDI" befindet sich doch in einer `nicht lebensbedrohlichen´Notsituation (?) , die jedoch schnell eskalieren kann , wodurch Schiff, Mannschaft und die Geretteten tödlich gefährdet wären?
Es dreht sich primär nicht um Asyl !
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Das eigentlich grausame ist m.E., dass die "SEEBRÜCKE" und die Städte der "SICHEREN HÄFEN" in der BRD , die trotz der Coronakrise bereit sind um Seenotsflüchtlinge aufzunehmen, politisch blockiert sind! Italien befindet sich ja zZt selber in einer Corona-Not-Situation! Aber? Deshalb die NGO Seenotrettung zu diskreditieren.. ist m.E. ein Schritt in Richtung Barbarei !
danny schneider
@JM83 "Dann wird es Zeit, in den Medien zu verkünden, dass die EU derzeit niemanden aufnehmen wird."
zum einen hat jeder das recht Asyl zu stellen, und auch wenn es wahr ist, das wir die armen Afrikas nicht alle aufnehmen und durchfüttern können, ist es nicht weniger wahr, das wir dafür gesorgt haben das die Sterblichkeit in Afrika stark gesunken ist. Inzwischen verzehnfacht sich die Population in bestimmten Landesteilen bereits alle 20 Jahre! Und um es besser zu machen, tut die EU vieles was dort die Wirtschaft zerstört.
Also tun sie nicht so als hätten wir dort keine Verantwortung. Unser Asylrecht ist halt so definiert das wir uns dafür nicht für Zuständig erklären. So einfach ist die Realität aber halt nicht.
JM83
@danny schneider "Und um es besser zu machen, tut die EU vieles was dort die Wirtschaft zerstört."...
Könnten Sie das bitte mit Fakten belegen!
ophorus
@JM83 Lol- Handelsabkommen, die afrik. Produkten vom MArkt verbannen, Importverbot für beispielsweise- marrokk. Olivenöl- Verbot der Weiterverarbeitung von Schokolade, "Hilfs" lieferungen von staatl. subventionierttem Hühnerflaisch um lokale Produzenten in die Pleite zu treiben... Mehr?